Der „Wonnemonat“ hielt ein paar extra verregnete Tage für uns bereit, sodass mein Lesepensum diesen Monat nicht zu kurz gekommen ist. Mein Lesemonat Mai ist darum gespickt mit Romanen von meinem ungelesenen Stapel Bücher sowie literarischer Neuerscheinungen, auf die ich mich schon lange gefreut habe. Mit Der Zopf meiner Großmutter hat es Alina Bronsky mal wieder geschafft, laute und unliebsame Charaktere zu erschaffen, die man trotzdem ins Herz schließt. In ihrem neuen Roman berichtet Maxim von seiner Großmutter und dem Leben als Kontingentflüchtling.Die französische Dramatikerin Yasmina Reza ist eine persönliche Entdeckung aus dem letzten Jahr. Mit ihrem Roman Glücklich die Glücklichen bin ich nun weiter in das Werk Rezas vorgedrungen und wurde mal wieder nicht enttäuscht. Viele Hauptfiguren melden sich in diesem Roman zu Wort, plaudern wortgewaltig aus ihrem tragischen Alltag und pikanten Eheleben. Das Hörbuch ist ein Genuss, da alle Figuren mit eigenen Stimmen versehen wurden und so ein lebendiger Monolog entsteht. Mit ihrem Debüt Das Geständnis der Frannie Langton erzählt Sara Collins nicht nur vom Schicksal einer jungen schwarzen Frau, die wegen Doppelmordes vor Gericht steht, sondern öffnet dem Leser auch die Augen dafür, dass die Sklaverei mit ihrer Abschaffung noch lange keine Ende gefunden hat. Mit Tage in Cape May ist Chip Cheek ein herrlicher Sommeroman gelungen, der sich ganz süffig liest. Als Effie und Henry ihre Flitterwochen in Cape May antreten, treffen die beiden auf die gähnende Langeweile der Nachsaison. Die Ankunft der prätentiösen Nachbarn soll ihren Alltag aber schon bald auf den Kopf stellen. Damit beginnt eine aufregende Zeit voller Lust, Liebe und Leid. Der Veröffentlichung der deutschen Taschenbuchausgabe von Crazy Rich Asians von Kevin Kwan habe ich diesen Monat entgegengefiebert! Die Geschichte steht dem bunten Cover und provokanten Titel in nichts nach. Die 600 Seiten aus dem Leben der High Society Singapurs lasen sich wie ein süchtig machender Rausch.Endlich habe ich einen Schritt in das umfangreiche Werk Siri Hustvedts gesetzt. Mit ihren Roman The Summer Without Men hat mich Hustvedt nun um den Finger gewickelt. Verpackt in einer sommerlichen Selbstfindungsphase ihrer Hauptfigur Mia, greift Hustvedt existenzielle Themen und Fragen im Leben einer Frau auf und diskutiert sie auf Augenhöhe mit dem Leser. Ich bin beeindruckt von Hustvedts Intellekt und ihrem Können, dieses in einer stimmungsvollen Geschichte zu präsentieren. Das literarische Debüt Something Like Breathing von Angela Readman erzählt von der Freund- und Feindschaft zweier Mädchen, die sich im Mikrokosmos einer Insel behaupten müssen. Zwischen den Erwartungen und Vorurteilen ihrer Umgebung in den 1950er Jahren müssen Lorrie und Sylvie ihren eigenen Weg finden. Readman ist ein sprachliches Feuerwerk gelungen, das mit ungewöhnlichen Charakteren und einem stimmungsvollen Setting überzeugt. Mit seinem Debüt There There entführt Tommy Orange den Leser in die Urban Native American Community nach Oakland in Kalifornien. Erzählt wird vom Leben unterschiedlicher Native American Figuren, die sich alle auf ein anstehendes Powwow vorbereiten. Dabei deckt Orange alltägliche Missstände der Community auf, wie falsche oder fehlende Repräsentation, Armut, Gewalt und Abhängigkeit. Orange gelingt es mit seinem umfangreichen Ensemble die Frage, was es bedeutet, ein Native American zu sein, zu diskutieren. In ihrem neuen Roman All das zu verlieren erzählt Leïla Slimani von den krassen Ausschweifungen einer verheirateten Frau, deren Verhalten für den Leser wohl nur schwer nachzuvollziehen, dafür aber nicht weniger spannend ist.Wie eine Fabel liest sich Das Papierhaus von Carlos María Domínguez. Die Spur eines geheimnisvollen Buches führt den Ich-Erzähler um die Welt. Dabei trifft er auf aberwitzige Büchernarren und geheimnisvolle Bibliotheken. Carlos María Domínguez ist mit seiner Erzählung nicht nur eine spannende Geschichte gelungen, sondern auch eine Hommage an die Liebe für Bücher, mit all ihren Konsequenzen.In seinem neuen Roman Die Seele des Monte Pavione entführt Matteo Righetto seinen Leser wieder in die Dolomiten und schafft diesmal eine nicht weniger abenteuerliche Vater-Tochter-Beziehung.
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