Bevor das Bild eines rauschenden Meeres auf Grund der bevorstehenden Jahreszeit hier komplett fehl am Platz ist, möchte ich noch schnell zum letzten Buch meiner Reihe „Urlaubslektüre“ kommen. Ja, und da das Beste bekanntlich zum Schluss kommt, werde ich nun auch genau das Buch vorstellen, welches mir am besten gefallen hat: „Just Kids: Die Geschichte einer Freundschaft“ verfasst von der legendären Patti Smith. Ich wollte das Buch eigentlich schon längst mal gelesen haben, denn die einstige Beziehung zwischen Patti Smith und Robert Mapplethorpe interessiert mich schon ziemlich lange und mein Interesse wurde nochmals angekurbelt durch die Mapplethorpe-Ausstellung 2011 im damaligen c/o Berlin. Just Kids war somit die willkommenste Leihgabe des Urlaubs und ich bin froh, nun endlich mitreden zu können über diese einmalige Künstlerbiographie.
Just Kids beschreibt das Leben von Patti Smith und Robert Mapplethorpe vom ersten schicksalhaften Kennenlernen 1967 in New York bis zu Mapplethorpes Tod 1989. Schon nach den ersten Seiten war es um mich geschehen. Ich hatte mich auf Anhieb in Smith’s Schreibstil verliebt – ehrlich, liebevoll und poetisch – und konnte daher das Buch kaum noch aus der Hand legen. Ich habe es förmlich verschlungen und kam aus dem Staunen über das Leben und ständige Überleben der beiden kaum heraus, das Smith mit einer unvorstellbaren Selbstverständlichkeit schildert. Ständig haben die beiden mit Rückschlägen zu kämpfen, aber selbst Krankheiten und das Leben am Existenzminimum bringt die beiden nicht von ihrem Ziel ab, irgendwann erfolgreiche Künstler zu werden. Es ist berührend nachzuerleben, wie Patti Smith und Robert Mapplethorpe füreinander sorgten, wie sie sich gegenseitig das Leben retteten, wie sie sich gegenseitig inspirierten, wie sie liebevoll miteinander umgingen, wie sie in sich sowie den anderen zu 100 Prozent vertrauten und wie sie sich schließlich weiterentwickelten ohne aber den anderen jemals außer Acht zu lassen.
Neben diesem innigen Beziehungsgeflecht und der persönlichen sowie künstlerischen Entwicklung der beiden erfährt man in Just Kids außerdem viel über den Zeitgeist und die Künstlerbewegung der 60er und 70er Jahre in New York. Begegnungen mit allerlei Persönlichkeiten, Umzüge innerhalb New Yorks, unterschiedliche Lebensstile, die Beschreibung von Stadtvierteln, Straßen, Cafés und Restaurants und letzlich eine kleine Auswahl an Fotos machen die Geschichte lebendig und echt. Zudem bewegend: Smith hatte Mapplethorpe vor seinem Tod versprochen ihre gemeinsame Geschichte niederzuschreiben und hat dieses Versprechen 20 Jahre später eingelöst. Ich lege dir das Buch, falls noch nicht gelesen, somit sehr ans Herz. Es hat schließlich auch meine Einstellung zu Mapplethorpes Kunst sehr verändert und allein deshalb war das Lesen schon eine große Bereicherung für mich.
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