Während der literarische Ruhm des Darms in den letzten Jahren Tor und Türen für andere Körperfunktionen geöffnet hat, darf die Menstruation nicht fehlen – finde ich persönlich sehr spannend, weil ich jeden Monat aufs Neue damit konfrontiert werde. Heike Kleen stellt sich der Frage, warum die Menstruation immer noch ein Tabuthema unserer Gesellschaft ist. Warum spricht man eigentlich über die natürlichste Sache der Welt so gekünstelt? Kleen legt mit ihrem Tage-Buch ein gut recherchiertes Werk vor, das diese Frage von den unterschiedlichsten Blickwinkeln, von Wissenschaft bis Social Media, betrachtet und so einen umfassenden Überblick ermöglicht.
Viele Stellen im Buch habe ich mit knirschenden Zähnen gelesen, da der Humor doch eher an Ladykracher und Bridget Jones erinnert. Dennoch hat mich Heike Kleen gepackt und mich zuhören lassen, vor allem wenn es um die Hygieneartikel und ihre Alternativen ging. Die Fakten sprechen für sich, viele Artikel, die uns angedreht werden, sind nicht nur ungesund, sondern auch noch unfair. Mit ihrem Selbstversuch und dem persönlichen Blick über den Tellerrand hat sie mein Herz doch noch erobert und mir außerdem die Augen geöffnet und mich endlich aktiv werden lassen.
Es ist und bleibt wichtig, über die Menstruation zu reden, als peinlich zu schweigen. Besonders wichtig sind all die Fakten und verblüffenden Tatsachen, die Heike Kleen in diesem Buch versammelt. Unverständlich sind all die irrsinnigen gesellschaftlichen Zwänge, die uns den Mund verbieten. Mit ihrem Buch hat Kleen den Nerv der Zeit getroffen. Ich wünschte nur, es wäre an einigen Stellen nicht so albern, denn genau dort bricht wieder das kichernde Mädchen, das über ein Tabu spricht, hervor. Danke trotzdem, dass dieses Buch kein kollektives Gejammer ist, sondern eine kleine wichtige Abrissbirne, die dumme Sprüche und Unwissen plattmacht.
Lieben Dank an den Heyne Verlag für die Bereitstellungs eines Rezensionsexemplars!
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