Der Roman Wo Licht ist von Sarah Moss lässt den Leser Zeuge eines wichtigen Moments der Frauenbewegung werden.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts ist es in England den Frauen nun gestattet, Medizin zu studieren. Wie schwer Frauen es jedoch haben, sich in einer Männerdomäne durchzusetzen, gelingt Moss auf beeindruckende Weise mit diesem detailreichen Roman abzubilden.
Er dreht sich um das Leben der Familie Moberley in den Jahren 1856-1879. Alfred Moberley ist ein bekannter Maler und Raumausstatter der Reichen. Im Gegensatz zu seiner Frau Elizabeth, hält er sich mit schönen Dingen auf und genießt das Leben in vollen Zügen. Während er beim Dekorieren die Realität aussperrt, stellt sich seine Frau ebenjener unschönen Wirklichkeit, die in den Gassen Englands gegenwärtig ist. Sie kümmert sich um die Armen und Kranken, duldet keine Schwäche und lebt ein bescheidenes Leben. Mit strenger, unnachgiebiger Hand erzieht sie auch ihre Töchter Ally und May. Zwei Extreme, in denen die Moberley Schwestern ihren Weg finden müssen. Von ihrer Mutter werden sie zu funktionierenden Geschöpfen erzogen, der Vater hingegen degradiert seine Töchter zu Objekten. May gelingt es sich freizumachen. Ally hingegen steht derart unter dem Bann ihrer Mutter, dass jede Minute des Tages darauf ausgerichtet ist, es ihr recht zu machen. Selbst ihr eigener Werdegang ist fremd bestimmt, sie soll eine von Englands ersten Ärztinnen werden. Damit beginnt Allys steiniger Weg. Doch wird es Ally gelingen, ihre eigene Richtung vorzugeben? Eins sei an dieser Stelle schon verraten: Der Leser wird sich auf die Seite dieses tapferen Mädchens schlagen und gemeinsam mit ihr kämpfen – ein Kampf, der bis heute noch keine Ende gefunden hat.
Auf beeindruckende Weise gelingt es Moss Allys Überanstrengungen und Ängste zu inszenieren, die von ihrer Mutter als Hysterie behandelt werden. Diese Themen wie die Hysterie, eine erfundene Krankheit, die Frauen damals ruhigstellen sollte, und die medizinischen Untersuchungen von Frauen durch Männer, deren Strafen und Behandlungen, werden auf beklemmende Weise geschildert. Der Roman ist spannend wie informativ – Moss hat ihre Hausaufgaben gemacht.
Lieben Dank an den mare Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!
3 Comments
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1. April 2016 at 10:05[…] gar nicht wissen. An dieser Stelle habe ich es schon kurz erwähnt, auch Sarah Moss‚ Roman Wo Licht ist ist auf meinem Lesestapel eingetrudelt. Es geht ins England des 19. Jahrhunderts und gewährt […]
New In: Bücher im Februar
11. April 2016 at 14:45[…] gar nicht wissen. An dieser Stelle habe ich es schon kurz erwähnt, auch Sarah Moss‚ Roman Wo Licht ist ist auf meinem Lesestapel eingetrudelt. Es geht ins England des 19. Jahrhunderts und gewährt […]
Neuzugänge im April 2017 - btb, TASCHEN, Doubleday, GRANTA
23. April 2017 at 7:29[…] Neuzugänge im April, die für den einen oder anderen vielleicht eine kleine Lese-Inspiration sind. Sarah Moss hat sich als echte Lieblingsautorin gemausert. Ihr Roman Signs For Lost Children (dt. Zischen den […]