Der Knecht (hinter dem sich ein Mädchen verbirgt) liebt seinen Herren, der Herr liebt die Gräfin, die Gräfin liebt des Herren Knecht. Damit ist das ausweglose Beziehungsgeflecht in „Was ihr wollt“ von William Shakespeare auch schon umrissen. Doch was kann man tun? Shakespeares Antwort könnte lauten: Der Name ist Programm – tut was ihr wollt – denn eine Lösung für dieses Dilemma gibt es nicht. So zäh dieser Stoff zunächst klingen mag, so zäh waren auch die ersten 45 Minuten der Aufführung am vergangen Sonntag im Berliner Ensemble, für die wir die letzten beiden Karten ergattern konnten. Waren die ersten Minuten allerdings erst einmal überstanden, nahm die Inszenierung von Katharina Thalbach Fahrt auf und amüsierte schließlich auf komisch tragische Weise durch die Zuspitzung der Problematik mittels Irrungen & Wirrungen und volksbühnenartigen Gesangseinlagen.
„Wenn Musik die Nahrung für die Liebe ist, so spiele weiter“, wünscht sich der liebeskranke Herr und möchte zugleich, wie auch die anderen Beteiligten, am liebsten sofort erlöst werden von seinem Leiden der unerwiderten Liebe. Doch wer liebt hier eigentlich wen und warum? Irgendwann weiß man es selbst nicht mehr, aber das spielt in dem äußerst unterhaltsamen Verwechslungsspiel der Identitäten auch kaum noch eine Rolle.
Besonders überzeugend fanden wir außerdem das Bühnenbild von Momme Röhrbein, das immer wieder ganz wunderbare Bilder hervorzauberte. So imponierte gleich die erste Szene, in der eine Unterwasserwelt mit schwimmenden Fischen auf ein Tuch projiziert wurde. Ebenfalls ließen die auf der Bühne verteilten Muscheln im XL Format sowie die Szenerie als Thomas Quasthoff in der Rolle des Narren auf einem umgedrehten Regenschirm hereingeschwebt kam, unsere Herzen deutlich höher schlagen.
MADE OF STIL im Berliner Ensemble
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Nichael
18. Dezember 2012 at 21:55Bühnenbildästhetisch war es ein wahrer Augenschmaus. Eine eigenwillige Form des Loveboats. Auf dem sich ganz Herzblatt gemäß die liebestollen Kandidaten hinter Kabine 1, 2, 3 oder 4 bereithielten.