Theater! Theater!

Der die Mann von Herbert Fritsch @ Volksbühne

volksbühne der die mann

Wann und wie ist das passiert? Dass sich diese beklemmende, bittere Enttäuschung, dieses Fremdschämen, dieser Gedanke „Wie komme ich hier am schnellsten und unauffälligsten wieder raus?“ plötzlich in lautes Lachen verkehrt? Ich weiß es nicht mehr und würde die Aufführung Der die Mann in der Inszenierung von Herbert Fritsch an der Volksbühne gerne noch einmal von vorne sehen, um zu verstehen, was da in der ersten halben Stunde los war. Für einen kurzen Moment nämlich ist da meine so heiß und innig geliebte Theaterwelt ala Fritsch zusammengebrochen: Was bitteschön soll daran witzig sein, wenn Schauspieler nicht gerade laufen können, keinen normalen Satz zustande bringen und sich gegenseitig weh tun? Darüber lachen kleine Kinder, aber das Publikum als infantil darzustellen, kann nun wirklich nicht Fritschs Intention gewesen sein. Nun wüsste ich gerne, ob ich einfach nur einen Moment gebraucht habe, um mich auf den unvergleichlichen Fritsch einzulassen, ob ich irgendwann selbst total gaga (gemacht) wurde oder ob sich die Aufführung tatsächlich Stück für Stück gesteigert hat. Schließlich hast du es das Ganze auch ganz anders empfunden als ich. Du bist nicht ungeduldig auf deinem Sitz hin und hergerutscht, sondern hast dich vom Bühnenbild und Lichteffekten begeistern lassen bis schließlich auch ich wieder eingestimmt habe – in schallendes Gelächter. Herbert Fritsch hatte mich nach 30 Minuten dann doch wieder an der Angel und landete neben „Die (s)panische Fliege“ und „Murmel Murmel“ eine weitere Punktlandung in meinem Humorzentrum. Erklären kann ich es nicht, aber erklären kann man bei Herbert Fritsch sowieso nichts. Denn Inhalt und Handlung werden hier schlicht überbewertet, Slapstick-Komik und das vemeindliche Chaos, das in Wirklichkeit bis ins Detail durchdacht ist, übernehmen das Regiment. Und wenn man das im Hinterkopf behält, grenzt es schon fast an Wahnsinn, was die Schauspieler hier leisten. Wirklich wahr.

Wer sich das nur schwer vorstellen kann, dem sei diese Aufführung nur wärmstens ans Herz gelegt. Für mich jedenfalls bleibt es dabei: Sich im Theater so gut zu amüsieren und lachen bis die Tränen kommen, das geht nach wie vor am besten mit Herbert Fritsch – und ich schicke ein Stoßgebet zum Himmel, dass ich den Saal am Ende nicht nur versöhnt, sondern auch voller Endorphine verlassen durfte.

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2 Comments

  • Reply
    Lena
    30. Juni 2016 at 20:54

    Ich habe das Stück auch geschaut, mich aber bis zum Ende so gefühlt wie du dich die erste halbe Stunde! Ich fand zwar die Leistung der Schauspieler unglaublich, aber lachen musste ich nie. Sonst verstehe ich immer einen Spaß und kann auch über die primitivsten Dinge lachen. Deshalb bin ich nun einfach verwirrt. Was braucht man um Fritschs Stücken etwas abgewinnen zu können? Intelligenz? Humor? Kreativität? Ich bin wirklich ratlos

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      MADE OF STIL
      1. Juli 2016 at 12:23

      Liebe Lena, ich glaube Humor ist sehr unterschiedlich. Ich kenne auch viele, die gar nichts mit den Stücken von Fritsch anfangen können, obwohl ich im Alltag sehr viel mit ihnen lachen kann. Vermutlich beginnen an dieser Stelle die Tiefen Abgründe der Menschheit, die vor allem eines sind: Unerklärlich 😉

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