Die Episodensammlung Truggestalten ist Rudolph Herzogs literarisches Debüt. Gleich vorab: Hand aufs Herz, ich lese für gewöhnlich keine Erzählungen, aber die Mischung aus Schauergeschichte und Berliner Großstadtleben hat mich dann doch neugierig gemacht und auch nicht enttäuscht. In sieben Episoden beschreibt Herzog das Leben in Berlin, das sich auf unheimliche Weise mit der Vergangenheit konfrontiert sieht. Viel hat diese Stadt schon gesehen und erlebt, ob Gentrifizierung, Mauerbau oder Weimarer Republik, um nur ein paar historische Etappen zu nennen, hier trifft Geschichte auf Gegenwart. Dabei begegnen den Figuren übersinnliche Phänomene oder schauerliche Momente aus der Vergangenheit.
Herzog gelingen sieben ganz eigensinnige Episoden des Berliner Großstadtlebens, die lose miteinander verwoben sind, aber alle die Geschichtsträchtigkeit dieser Stadt teilen. Als Wahlberliner macht es großen Spaß, sich in die jeweiligen Kieze und Straßen, die man kennt, einzufinden. Herzog gelingt es, den vielsprachigen Ton dieser Stadt auf den Punkt zu bringen. Dabei streut er sein geballtes Wissen über die Stadt- und Kulturgeschichte Berlins ein, was große Lust macht, noch mehr über die Stadt zu erfahren.
Das wirklich Schaurige an den Geschichten ist die vergangene Wirklichkeit, die sich hinter den Begegnungen verbirgt. Die Geschichte, die uns einholt, und Berlin zu dem gemacht hat, was es heute ist, eine pulsierende Metropole voller Multikulturalität. Doch so schön unser Stuck, unsere Holzdielen und Flügeltüren auch sind, wir dürfen nicht vergessen, was einmal war.
Lieben Dank an den Galiani Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!
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