Die Unsterblichen von Ketil Bjørnstad

Der Roman Die Unsterblichen von Ketil Bjørnstad ist eine ungeschönte Bestandsaufnahme eines der größten Probleme unserer Gesellschaft: Wir werden alle älter. Bjørnstad gelingt es mit diesem Porträt einer Familie das Streben nach dem ewigen Leben und der hohe Preis, der dafür gezahlt werden muss, zu beleuchten.

Der fast 60 jährige Arzt Thomas Brenner lebt ein Leben zwischen den Generationen. Er muss sich nicht nur um seine weit über 90 jährigen Eltern kümmern, sondern auch um seine Töchter, die mit mitte zwanzig noch nicht auf den eigenen Beinen stehen. Von einem ruhigeren Lebensabschnitt fehlt jede Spur, denn sein Leben und das seiner Frau ist auf diese Fürsorge ausgelegt und bestimmt den Alltagsrhythmus. Lediglich eine lange geplante Familienreise nach Chicago ist das ersehnte Licht am Tunnel. Darauf steuert Brenner wie blind zu, doch ohne auf sich zu achten. Brenner reibt sich auf, bis er am Ende verschwindet.

Die Unsterblichen, das sind die immer älter werdenden Menschen, die nicht sterben wollen oder können, weil die Medizin es ihnen ermöglicht. Es sind aber auch die nicht älter werden wollenden Kinder, die sich Zeit lassen mit dem Erwachsen werden, weil sie noch nicht an morgen denken müssen, denn was kann das Leben ihnen schon antun? Bjørnstad gelingt ein erschreckend realistischer Blick auf die Pflege der eigenen Eltern, mit all ihren Konsequenzen. Ein wichtiges Thema, das uns alle angeht und vielleicht irgendwann bevorsteht.