Auch wenn ich schon lange nicht mehr im Highschoolalter bin, sind Coming Of Age-Geschichten ein Leselaster von mir, das erklärt auch die eine oder andere Highschoolgeschichte auf meinem Lesestapel. Bisher habe ich immer den weiblichen Blickpunkt bevorzugt, mit dem Roman Perfekt ist Jetzt von Tim Tharp ist aber alles ganz anders.
Sutter Keely ist der typische Draufgänger, der Partyhengst und Frauenheld, den es immer wieder in den Highschoolerzählungen gibt. Diese Figur wird aber oft so flach wie laut beschrieben, sodass niemand sich für sie interesssiert. Tharp macht aus dieser Figur einen männlichen Ich-Erzähler, den man nicht leiden kann, denn er ist unzuverlässig und oberflächlich, was für den Leser nur schwer zu ertragen ist. Doch nach und nach wird der Figur Sutter Keely Leben eingehaucht und ihre Tiefe wird sichtbar. Eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen dem grauen Mäuschen Aimee und dem Partylöwen Sutter beginnt. Er nimmt sich ihrer langweiligen Existenz an und zum Glück entspinnt sich keine klassische „Das hässliche Entlein“-Geschichte. Denn schnell wird deutlich, dass gar nicht so klar ist, wer hier eigentlich wem hilft – wir wissen natürlich längst, dass die verrückten Bücherwürmer heute die heimlichen Prinzessinen sind.
Thrap gelingt ein vielschichtiger Roman in einem oft so oberflächlichen Setting wie der Highschool. Er setzt sich mit dem wichtigen Thema des Alkoholmissbrauchs von Jugendlichen auseinander. Denn Sutter ist schon vor seinem 21. Lebensjahr ein Alkoholiker, der für sich selbst, aber die überzeugendsten Lügen parat hält. So schön die Idee auch ist, im Jetzt zu leben und nicht an morgen zu denken, so kurzweilig ist sie auch. In Sutters philosophischen Hochmut, klingt eine Angst mit, nicht außerhalb des Hier und Jetzt, im nächsten Moment, bestehen zu können. Eine Angst, die die Coming of Age-Geschichten vorantreibt. Aber wohin wird sie Sutter treiben?
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