Ode an Berlin

Wenn man in Berlin lebt, hat man oft mit vielen Vorurteilen zu kämpfen. Berlin ist Trend, Berlin ist Hauptstadt der Hipster, Berlin ist Hype, Berlin ist Hängematteneinstellung, „Berlin ist arm, aber sexy“. Und letztlich bist auch du es, der sich in dieser Stadt verändert. Alles, was hier geschieht, ist so „VERY BERLIN“. So oder anders wird gerne mal über die Attitüde einer ganzen Generation junger in Berlin lebender Menschen gelästert. Die Thematik wurde mittlerweile auch in der Musik aufgegriffen, ich erinnere beispielsweise an den Song von Kraftklub – Ich will nicht nach Berlin. Ja, es wird gemeckert, geschimpft, verallgemeinert. Klischees werden ausgepackt und die Berliner Szenekids über einen Kamm gescherrt. Am Ende ist die Anziehungskraft dieser pulsierenden Stadt aber doch so groß, dass man sich ihr kaum entziehen kann. Ich habe gemerkt, dass die Stimmen all dieser Menschen ziemlich schnell ziemlich kleinlaut werden, sobald sie Berlin richtig kennengelernt haben. Hat man einmal längere Zeit in der Stadt gelebt, so kann man nicht anders, als dem Charme der Stadt erlegen zu sein.

Die Erlebnisse dieser Woche haben mir das ein weiteres Mal vor Augen geführt. Selbst unter der Woche ist in Berlin noch an jeder Straßenecke etwas los. Jeder der abends z.B. mal von Kreuzberg nach Friedrichshain oder umgekehrt mit dem Rad über die Oberbaumbrücke gedüst ist, weiß, was ich meine. Unzählige Male bin ich diesen Weg schon gefahren und doch ist es jedes Mal wieder ein unbeschreibliches Gefühl. Spontane Partys unter oder auf der Brücke, Straßenmusiker und unendlich viele Menschen, die in dem riesigen Angebot dieser Stadt abtauchen, vermischen sich zu einer unglaublichen Atmosphäre. Ebenso prägend und nicht mehr wegzudenken aus dem Berliner Stadtbild ist aber auch die Straßenkunst. Streetart gehört zu Berlin wie die Luft zum Atmen. Hauswände werden hier „mal eben“ zu Leinwänden umfunktioniert und niemand scheint sich daran zu stören. Das Bild dieser Woche ist daher dieses Grafitti, das sich in der Michaelkirchstraße neben dem Kater Holzig über eine gesamten Hauswand erstreckt. Ich bin wie sooft zufällig darüber gestolpert: Einmal um die Ecke gebogen und plötzlich tut sich eine völlig neue Welt auf. Ja, so ist das in Berlin und was die unzähligen Vorurteile angeht, so schießt Berlin nicht zurück, denn Berlin ist tolerant, Berlin ist multikulti, Berlin ist Schmelztiegel und wie ein Abenteuer an jedem einzelnen Tag.