Mein Lesemonat September war ein wilder Mix. Neben literarischen Neuerscheinungen, auf die ich schon lange gespannt war, habe ich mich außerdem voll und ganz dem herbstlichen Lesegefühl hingegeben. Was bedeutet, dass ich stimmungsvolle Geschichten verschlungen habe. Aber auch das eine oder andere Buch von meinem Lesestapel wurde endlich in Angriff genommen.Eine der literarischen Neuerscheinungen in diesem Herbst, auf die ich schon lange gespannt war, ist der sehr persönliche Ratgeber Starkes weiches Herz: Wie Mut und Liebe unsere Welt verändern können von Madeleine Alizadeh. Während Alizadeh mir vor allem durch ihren nachhaltigen Lebensstil bekannt war, durfte ich nun viel weiter in ihr Denken eintauchen und ihren unermüdlichen politischen Aktivismus kennenlernen. Alle die Mut und Inspiration suchen, endlich etwas zu verändern, finden hier schöne Gedankengänge und sehr anregende Worte.
Das Debüt The Strays von Emily Bitto stand schon lange auf meiner Leseliste. Bittos Roman spielt in der australischen Künstlerszene der 1930er/40er Jahre und begleitet das Heranwachsen der beiden Mädchen Lily und Eva in einer Künstlerkommune. Eva Trentham ist die Tochter des Gründers des illustren Zirkels und an den weltgewandten und ausufernden Lebensstil ihrer Eltern gewöhnt. Lily dagegen ist Einzelkind und stammt aus einem sehr konservativen Elternhaus. Für sie ist das Leben bei dem Künstlerpaar Trentham ein Sprung in eine fremde Welt.
Den Leser erwartet eine fesselnde Reise! Neben einem spannenden Blick in die Kunstszene Australiens am Anfang des 20. Jahrhunderts, steht jedoch vor allem die weibliche Freundschaft im Vordergrund. Der Roman Du musst verrückt sein, wenn du trotzdem glücklich bist von Kopano Matlwa berichtet in sehr persönlichen Tagebucheinträgen einer jungen Assistenzärztin aus dem gefährlichen Alltag Südafrikas. Auf knapp 200 Seiten zeichnet Kopano Matlwa ein sehr persönliches und politisches Porträt einer Stadt, das wie ein Schlag in die Magengrube im Gedächtnis bleibt. Matlwa ist eine starke Stimme, die ich jedem, der sich für die gegenwärtige Literatur Südafrikas interessiert, ans Herz lege.
Der Roman The Devouring Gray von Christine Lynn Herman hält für mich die perfekte Mischung aus atmosphärischen Kleinstadtsetting, queeren Charakteren und gruseligen Geheimnissen bereit. In den Wäldern des Städtchens Four Path lauert ein Monster, das nur von den Nachkommen der vier Gründungsmitglieder in Schach gehalten werden kann. Als das Verschwinden von Menschen jedoch überhandnimmt, müssen sich die vier ihrem Schicksal stellen und gemeinsam einen Weg finden, die Bestie zu zähmen. Christine Lynn Herman ist eine sehr stimmungsvoller Mix aus Stranger Things und Riverdale gelungen, der perfekt zur Jahreszeit passt.Auf die deutsche Übersetzung von Tausend Väter von Nhung Dam war ich schon lange gespannt. Nhung Dams Debüt erzählt die Geschichte der 11-jährigen Nhung, die an der niederländischen Küste als Tochter von vietnamesischen Bootsflüchtlingen aufwächst. In fantastischen Bildern und Sätzen spinnt Dam eine Coming-Of-Age-Geschichte. Nhung muss sich in Abwesenheit ihres Vaters und ihrer Mutter ihren eigenen Platz im Leben des neuen Heimatlandes erkämpfen. Themen wie Fremdheit und Flucht, fesselnd porträtiert durch die autobiografischen Einflüsse Dams, machen aus diesem Roman einen wichtigen Erfahrungsbericht.
Emily Winfield Martin ist mit ihrem Roman Snow & Rose eine wunderschön illustrierte Nacherzählung des Märchens Schneeweißen und Rosenrot geglückt.Auch im Roman Sawkill Girls von Claire Legrand geht es in den geheimnisvollen Wald, in dem sich ein Monster verbrigt, das seit Jahrzehnten Mädchen tötet. Drei Mädchen unterschiedlichster Herkunft treffen auf der kleinen Insel Sawkill zusammen, um das Monster zu besiegen. Legrand ist eine spannende Geschichte voller Freundschaft, queeren Figuren und einem stimmungsvollen Setting gelungen.Der Roman The Dark Circle von Linda Grant entführt den Leser vier Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg in ein Tuberkulose-Sanatorium in Kent. Die Zwillinge Lenny und Miriam Lynskey wurden beide erst vor kurzem als erkrankt diagnostiziert und sind nun Patienten dort. Durch die Augen der Neuankömmlinge und die Geschichten anderer Patienten wird ein spannender Blick auf das Leben in dieser sehr modernen Einrichtung und die Zeit nach dem Krieg, in dem sich auch das Land wieder erholen muss, geworfen.
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