Ich habe es ja hier schon angekündigt, dass ich mich an eine Art Krimi gewagt habe. Daniel Woodrell gelingt mit seinem Roman In Almas Augen eher die Milieustudie einer Kleinstadt in Missouri, zur Zeit der „Great Depression“, als ein typischer Krimi.
Der Roman beginnt 40 Jahre nach der Explosion auf einer Tanzveranstaltung, bei der 42 Menschen ums Leben gekommen sind. Nach all den Jahren hat sich der Rauch noch nicht gelegt. Alma DeGeer Dunahew, die ihre Schwester Ruby bei der Explosion verloren hat, hält die Erinnerungen aufrecht, ist immer noch auf der Suche nach einem Schuldigen und scheint darüber ihren Verstand verloren zu haben. Sie berichtet ihrem Enkel von den Geschehnissen, rekonstruiert damit gleichzeitig ihre eigene Familiengeschichte und entlarvt die Verstrickungen der Kleinstadt. Wie ein Puzzle werden alle Teile nach und nach gelegt. Die Opfer der Explosion bekommen einen Namen und eine Geschichte und auf beklemmende Weise wird das Loch, das dieses Drama bei den Hinterbliebenen gesprengt hat, gezeichnet. Eine offizielle Auflösung des Falls wird es nie geben, denn Alma weiß, wo ihr Platz in der Gesellschaft ist und darum rüttelt sie, wie all die anderen, nicht an den herrschenden Verhältnissen, weil der mächtigste Mann der Kleinstadt unantastbar ist.
Ich verspreche, so verworren die Wege auch sind, am Ende gibt es zumindest für den Leser eine krimireife Auflösung. Auf knapp 200 Seiten gelingt Woodrell sehr viel, die Geschichte ist spannend gestrickt und die Charaktere besitzen Profil – für alle Krimimuffel ein Anfang.
Lieben Dank an den Heyne Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!
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23. Februar 2016 at 12:17[…] ich schon viel zu schnell verschlungen habe, und Uprooted von Naomi Novik. Außerdem hat sich mit In Almas Augen von Daniel Woodrell eine Art Krimi eingeschlichen. Für die epische Reise in das Jahr 1866, die […]