Der Roman Immer wieder das Meer von Nataša Dragnić sollte mir eigentlich schon den Urlaub versüßen, denn das Cover verspricht leichte Strandlektüre. Doch das Gegenteil ist der Fall, denn der Konflikt des Romans birgt viele Abgründe. Drei Schwestern, die einen Mann lieben und nur eine wird ihn am Ende auch heiraten. Das klingt nach jeder Menge Probleme, denn der Freund der Schwestern ist Tabu. Dragnić bricht dieses Tabu und spielt mit den Möglichkeiten. Sie macht das Objekt der Begierde, Alessandro, entgegen aller Erwartungen aber nicht zum skrupellosen Verführer, für den man ihn halten mag. Die Schwestern entscheiden sich bewusst für diesen Mann. Dragnić zeichnet das Leben drei junger Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Das gelingt ihr in Form von Perspektivenwechsel, so erwartet den Leser die Ich-Perspektive der Braut, persönliche Notizen, die über die Erkranung und den Tod der Eltern berichten, und die Erzählung der Lebenswege der drei Schwestern.
Ein ruhiger Grundton durchzieht den Roman, das liegt vor allem an den sehr persönlichen Notizen, die immer wieder eingestreut werden, den Roman aber nicht weniger spannend machen. Der Leser begleitet diese drei sehr unterschiedlichen Schwestern, die sich entzweien und neben all dem Liebesdilemma findet auch noch das echte Leben statt. Der Tabubruch ist hier nur auslösender Moment, der tieferliegende Probleme nach und nach ans Tageslicht schwemmt. Auf sehr bewegende Art gelingt es Dragnić Liebe und Leid, die oft so nah beieinander liegen, zu inszenieren.
Lieben Dank an den btb Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!
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