Ich habe es schon erwähnt, dass diesen Monat gleich zwei Romane erschienen sind, die beide im Wedding spielen. Nun hat mich Regina Scheer mit ihren Roman Gott wohnt im Wedding völlig beeindruckt. Denn auf jeder Seite gelingt es Scheer, den Wedding und seine Vergangenheit lebendig werden zu lassen. Ob nun während des Krieges oder in der Gegenwart, in wunderbar verschachtelten kleinen Episoden, erzählt Scheer von menschlichen Schicksalen, gesellschaftlichen Veränderungen und dem unausweichlichen Lauf der Zeit. Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist das Mehrfamilienhaus, das sich hier sogar selbst zu Wort meldet und so viel zu sagen hat.
Wir treffen Bewohner in der Gegenwart und aus der Vergangenheit, sowie ehemalige Durchreisende und stoßen immer wieder auf wichtige Etappen der Geschichte. Geschickt verknüpft Scheer Zeitgeschehen mit der Gegenwart, setzt den Wedding dabei so gelungen in Szene und öffnet die Augen für gegenwärtige gesellschaftliche Missstände, gerade mit Blick auf Gentrifizierung und Migration. Vor allem am Schicksal der Sinti und Roma wird deutlich, dass die Geschichte leider dazu neigt, sich zu wiederholen. Daran können nur wir etwas ändern!
Gott wohnt im Wedding von Regina Scheer erschienen im Penguin Verlag 2019.
Lieben Dank an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!
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