Wenn es eine Kategorie auf unserem Blog gibt, die ich in den letzten Wochen und Monaten sehr vernachlässigt habe, dann ist es die Kategorie „Literatur„. Schande auf mein Haupt – dabei habe ich natürlich nicht aufgehört mein Spürnäschen auch mal in ein Buch zu stecken. Außerdem tauschen wir uns bei fast jedem Treffen über neue empfehlenswerte Lektüre aus, doch hier mal eine kleine Buchbesprechung zu verfassen, dafür hat es nie gereicht. Immer kam etwas dazwischen, doch jetzt ist es an der Zeit, Versäumtes nachzuholen. Daher möchte ich dir kurz meine Osterlektüre vorstellen, die ich über die Feiertage im Garten liegend quasi inhaliert habe.
Zum einen wäre da der Bildungsroman „Der Hals der Giraffe“ von Judith Schalansky. Hier geht es um eine Biologie-Lehrerin vom alten Schlag, d.h. Zucht und Ordnung sind ihr oberstes Gebot, Frontalunterricht Pflicht und eine distanzierte Haltung zu ihren Schülern erforderlich. In einer lakonischen und von Zynismus geprägten Sprache wird Inge Lohmarks Sicht auf die Schüler und ihre Umwelt beschrieben, die zwar zum einen gegen alles und jeden eine Abneigung verspürt, an einigen (wenigen) Stellen aber auch Verletzlichkeit zeigt. So leidet sie beispielsweise darunter, dass ihre einzige Tochter in die USA ausgewandert ist und seither kaum noch Kontakt besteht. Abgestumpft und eingerostet geht Inge Lohmark durchs Leben, die zwar Biologie-Lehrerin durch und durch ist, doch sich mit ihrem Starsinn selbst ein Bein stellt, was die Suche nach ihrem eigenen Glück angeht. Als jemand, der kaum Gefühle in seinem Leben zulässt, ist es umso verwunderlicher, als sie plötzlich eine Sympathie für eine ihrer Schülerinnen entwickelt. Doch was auch im Klappentext des Buches groß angekündigt wird, beschränkt sich im Buch nur auf eine kurze Stelle, so dass man falsch liegt in der Annahme, die Schülerin könnte das Eis brechen und Inge Lohmarks Herz erweichen. Am Ende hat sich schließlich nicht viel getan. Die Lebewesen haben sich im Laufe der Evolution angepasst, Inge Lohmarks Zug aber ist abgefahren. Sie kann sich den neuen Gewohnheiten nicht mehr anpassen und weil ihre einzige Tochter kinderlos bleibt, bedeutet das über kurz oder lang, dass die Rasse „Lohmark“ aussterben wird. „Eine unbeugsame Biologielehrerin – die letzte ihrer Art.“
Der Hals der Giraffe ist hier
Das zweite Buch, welches mir über Ostern in die Hände gefallen ist, hat mir zwar die eine oder andere Träne entlockt, war mir am Ende aber doch zu kitschig. Die Rede ist von „Morgen kommt ein neuer Himmel“ von Lori Nelson Spielman, ein klarer Fall von „Coverkauf“. Dass Cecelia Ahern auf dem Klappentext des Buches ihren Kommentar abgegeben hat, hätte mir beim Kauf vielleicht zu denken geben sollen, denn hier geht es um die Suche nach der großen Liebe, die über Umwegen, Schicksalsschlägen, Trennungen und beruflichen Neuanfängen natürlich in ein Happy End mündet. Doch zäumen wir das Pferd nicht von hinten auf: Als Kind hat die 34-Jährige Brett eine Liste mit Lebenszielen verfasst. Als ihre Mutter stibt, vererbt sie ihrer Tochter diese Liste und gibt ihr die Frist von einem Jahr, um alle Ziele und Träume von damals in die Tat umzusetzen. Jedes Mal, wenn sie ein Ziel erreicht hat, erhält sie einen neuen Brief von ihrer Mutter, so dass sie am Ende – falls alle Ziele erreicht wurden – ihr eigentliches Erbe erhält. Innerhalb kürzester Zeit wird Bretts Leben daraufhin auf den Kopf gestellt, so dass sie plötzlich ohne Freund, ohne Job und ohne Wohnung da steht. Außerdem tickt ihre biologische Uhr und der Druck noch die große Liebe zu finden, ist groß. Natürlich führt am Ende eines zum anderen, das Schicksal ist ihr gewogen, Ende gut alles gut. Für meinen Geschmack zu vorhersehbar, denn bis auf einen kleinen Überraschungsmoment am Schluss, ist das, was passiert doch sehr berechnend. Für einen Zwischendurchschmöker ok, mehr darf man aber nicht erwarten. Vielleicht bin ich aber auch zu wenig romantisch oder zu sehr Realist – das kann auch sein.
Morgen kommt ein neuer Himmel hier
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