Ganz offenbar habe ich ein unterbewusstes Faible für Bücher, auf deren Cover sich ein paar Vögel befinden. Ich erinnere an „Der Besuch“ von Hilla Blum oder das kürzlich erst vorgestellte Buch „Unterwerfung“ von Michel Houellebecq, auf dem uns zwar kein Schwarm dafür jedoch ein einzelnes Täubchen entgegenblickt. Coverkäufe finden bei uns nicht selten statt, schließlich ist auch bei Büchern oft der erst Eindruck ausschlaggebend, doch wie bei uns Menschen kommt es am Ende natürlich auf die inneren Werte an.
Bei „Die Erfindung der Flügel“ von Sue Monk Kidd handelt es sich um einen – ich nenne es mal – „grundsoliden Roman.“ Ich habe ihn in meinem Urlaub innerhalb kürzester Zeit verschlungen, wenngleich er mich nicht bis zu letzten Seite gefesselt hat, wie es etwa der Vorgänger-Roman und Weltbestseller „Die Bienenhüterin“ vor ein paar Jahren getan hat. Das Thema des Buches, das Anfang des 19. Jahrhunderts in Amerika spielt, ist die Abschaffung der Sklaverei sowie die Rolle der Frau und der beginnende Kampf für die Gleichberechtigung der Geschlechter. Wie man auf den letzten Seiten in den Anmerkungen der Autorin zum Roman liest, fußt die Geschichte, welche abwechselnd aus der Perspektive von Sarah Grimké, Tochter eines reichen Plantagenbesitzers, und Handful, Sklavin im Hause Grimké, erzählt wird, teils auf wahren Begebenheiten. Sarah Grimké und ihre Schwester Angelina gehörten tatsächlich zu den ersten offiziellen Rednerinnen der Anti-Sklaven-Bewegung und zählen in den USA zu den ersten bedeutenden Frauenrechtlerinnen. Fiktional hinzugedichtet hingegen ist die Figur der Handful, wohl um eben die Gegenseite und das Leid der Sklaven deutlich zu machen. So wunderbar lehrreich und zugleich unterhaltend dieser Roman auch ist, was mir gefehlt hat, ist die Dramatik in der Sprache, ein Höhe- oder Wendepunkt in der Geschichte sowie ein befriedigenderes Ende, das letztlich doch Hals über Kopf kam. Für den Urlaub oder zwischendurch kann ich dieses Buch aber dennoch nicht nur Historikern und Feministen, sondern allen Interessierten empfehlen, die Lust haben auf eine Reise zu den Anfängen der Rebellion gegen die Sklaverei sowie den ersten frauenrechtlichen Bewegungen unserer Zeit.
Lieben Dank an den btb Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!
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