In ihrem Debütroman Alles was glänzt erzählt Marie Gamillscheg vom langsamen Sterben eines Dorfes am Rande eines Berges. Während in der Vergangenheit der Berg für wirtschaftliche Stabilität und Leben in dem Dorf gesorgt hat, ist er heute eine Lebensgefahr. Denn der Mensch hat sich mit unkontrollierten Aushöhlungen des Berges, sein eigenes Grab dort geschaufelt. Es verschlägt den Leser in dieses abgeschiedene Dörfchen, in dem tote Hose herrscht, weil seit Jahren ein Einsturz prophezeit wird. Seitdem die Lage dort instabil ist, sind viele Menschen weggezogen, nur noch ein paar harren aus. Sie sind die Urgesteine, der wortwörtliche harte Kern. Das plötzliche Auftauchen eines Regionalmanagers und seine Umsiedlungspläne finden weder Beachtung noch Gehör. Es geht schon lange nicht mehr um das Streben nach Veränderung, alle Zurückgebliebenen befinden sich in ihrer ganz eigenen Sackgasse. Nur die Jungen haben noch den Drang alles zurückzulassen.
Mit einer erstaunlichen wie bedrückenden Ruhe erzählt Gamillscheg von dieser Endstation. Der Zerfall des Ortes hat schon vor sehr langer Zeit begonnen, Gamillscheg fängt lediglich einen Moment auf, begleitet diese „Schicksalsgemeinschaft“ ein kleines Stück. Marie Gamillscheg schreibt hier auf ganz berührende Weise von dem Aussterben der Dörfer. Aber auch von der gewaltigen Macht der Natur, die sich ihr Recht zurücknimmt und den längeren Atem besitzt. Es ist ein starkes Debüt, das nicht verklärt vom herrlichen Bergpanorama erzählt und einen Funken Hoffnung aus dem Hut zaubert, sondern einen letzten Blick auf eine alte Ordnung wirft.
Lieben Dank an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!
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