Dsching, Dsching, Dschingis Kahn
He Reiter, Ho Reiter, He Reiter – immer weiter! …
Diese Zeilen eines Liedes, mit dem ich dir nun sicherlich einen fiesen Ohrwurm verpasse, waren meine ersten Gedanken zum Titel der Aufführung Dschingis Kahn, die ich mir am Samstag in den Sophiensaelen angesehen habe. Und wenn du weißt, wie das Lied weitergeht, kannst du auch den Inhalt des Theaterstückes, inszeniert von der Performancegruppe Monster Truck in Zusammenarbeit mit dem Theater Thikwa, erahnen: Hier geht es um eine mongolische Völkerschau (so auch der Untertitel) unter der Herrschaft von Dschingis Kahn, dem wohl mächtigsten mongolischen Herrscher aller Zeiten.
Das scheinbar Abstruse an dieser Darstellung ist, dass das mongolische Volk durch drei Menschen mit Down-Syndrom verkörpert wird. D.h. drei Menschen, dessen Behinderung vor gar nicht allzu langer Zeit noch als „mongoloid“ bezeichnet wurde, repräsentieren in diesem Stück das Volk der Mongolen. Hui, da musste auch ich erstmal schlucken.
Die PerformerInnen, gekleidet in dicke Fellkostüme und mit langer schwarzer Zottelmähne, stellten im Folgenden mit Hilfe von Regieanweisungen der Perfomancegruppe Monster Truck das typisch mongolische Leben in ironisierender Form dar. Man sah den Dreien etwa beim Musizieren, beim Zubereiten und Trinken von gegorener Schafsmilch sowie bei traditionellen Schießübungen zu. Im letzten Drittel der Aufführung wurden die drei PerformerInnen scheinbar sich selbst überlassen und performten fortan ohne Steuerung. Man wusste also auf bestimmte Zeit nicht mehr, ob die Aufführung eigentlich noch kontrolliert von statten geht, wodurch sich ein gewisses Gefühl des Unbehagens einstellte. Zumindest aber den PerformerInnen war der Spaß an der Sache deutlich anzusehen…
Genau darin – in diesem Gefühl des Unbehagens – sehe ich jedoch die Intention der Aufführung, denn insbesondere durch die gewagte Inszenierung, wird dem Zuschauer eine Auseinandersetzung mit behinderten Menschen automatisch abverlangt. Dschingis Kahn hält Sichtweisen den Spiegel vor und stellt sie in Frage.
1 Comment
AA
11. Januar 2013 at 9:37Das hätte ich mir auch gerne reingezogen. War im Sommer drei Wochen in der Mongolei, auf jeden war das mein Highlight 2012. Crasses Volk die Mongolen, kaum nettere Menschen getroffen.
Greetz