AM LIEBSTEN MAG ICH MONSTER von Emil Ferris

Auf die Graphic Novel von Emil Ferris habe ich schon lange ein Auge geworfen, umso so ungeduldiger habe ich nun die deutsche Übersetzung erwartet. Mit Am liebsten mag ich Monster ist Emil Ferris eine vielschichtige Erzählung gelungen, die mit unglaublichen Bildern und beeindruckenden Details besticht. Das imposante Layout wird dieser einzigartigen Garphic Novel gerecht, die eigentlich das fiktive grafische Tagebuch der 10-jährigen Karen Reyes ist, die in den 1960er Jahren in Chicago ihre Aufzeichnungen beginnt. Ihre Geschichte ist eine Mischung aus Milieustudie, die uns in das Herz dieser pulsierenden Großstadt verschlägt, und einem Krimi, denn Karen versucht den Mord an ihrer Nachbarin Anka Silverberg aufzuklären, die eine Überlebende des Holocausts ist. Karens Suche nach Hinweisen führt den Leser damit auch in Ankas Leben im nationalsozialistischen Deutschland. Außerdem taucht Karen auch tiefer in die eigene Familiengeschichte ein und legt die Zusammenhänge aller Beteiligten offen. Sie begibt sich auf Monsterjagd, entlarvt Geheimnisse und zerrt schreckliche Tatsachen an Licht, die oft lieber im Dunkeln weiterschlummern sollten.

Vor allem Ferris‘ ungewöhnlichen Charaktere sind der Trumph dieser Geschichte, ob nun schicksalhafte Vergangenheiten oder menschliche Makel. Ferris unglaublicher Stil lassen das Tagebuch, die Geschehnisse und ungefilterten Beobachtungen der 10-Jährigen lebendig werden. Der Leser verliert sich in den großformatigen Bildern, die unglaublich detailreich gearbeitet sind. Es gibt viel zu sehen, genauso wie die Geschichte und ihre Charaktere facettenreich gestaltet sind und man immer wieder neue Dinge entdeckt. Zwischen den gesagten Worten, werden in leisen Untertönen immer mehr Ebenen der Geschichte zugänglich. Man droht sich in der großen Unübersichtlichkeit der Seiten zu verlieren, aber auch Karen muss sich so angesichts ihres Alters fühlen, in einer großen Welt voller Geheimnisse und in einer großen Stadt voller Leben. Doch Karen ist mutig, ihre Liebe zu Monstern treibt ihre Ermittlungen voran.

Die Geschichte und die Atmosphäre der Graphic Novel entfalten sich auf ganz wundersame Weise. Die Erzählkunst wird durch das Medium eines Notizbuches gebrochen und verdeutlicht, dass es sich hier um eine  kreative Arbeit handelt. Ferris Werk ist ganz außergewöhnlich, der Leser sollte sich darum voll und ganz auf dieses einzigartige Leseerlebnis, das sich wie ein Irrgarten vor einem auftut, einlassen. Es ist nicht nur eine visuelle Reise, sondern auch eine geschichtliche Exkursion. Die Bilder sind ein echter Trip, in dem man sich verliert, abtaucht und es keinen Moment langweilig wird.

Ein mini kleiner Wermutstropfen ist, dass die Geschichte am Ende nicht aufgelöst wird, dafür aber spannende Stränge für den nächsten Teil anlegt.

Lieben Dank an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!