Pirouetten von Tillie Walden

Mit Pirouetten gewährt Tillie Walden ihrem Leser einen Blick hinter die Fassade der Eiskunstlaufwelt, dessen Teil sie selber 12 Jahre lang war. Ihr grafisches Memoire erzählt vom Scheitern und dem Mut, den eigenen Weg zu finden.
In der Welt des Leitungssports scheint es nur Platz für Disziplin und Erfolg zu geben. Die persönliche Freiheit weicht einem fremd bestimmten Tagesrhythmus, das Individuum verschwindet, weil es als Teil einer Gruppe ganz auf Konformität trainiert wird, und steht als Einzelläufer jedoch unter einem unnachgiebigen Leistungsdruck. Was macht all das mit einem jungen Menschen? Walden berichtet fast analytisch über diese Zeit voller Zwänge, sowohl von außen als auch von innen. Sie schneidet dabei außerdem Themen wie Mobbing, Homophobie und sexuelle Übergriffigkeit an, die vor allem in jungen Jahren nur schwer zu begreifen sind. Heldin ihrer Geschichte ist sie selber: Tillie. Sie zeigt uns, wie wichtig es ist, zu verstehen, dass das Scheitern auch immer eine Chance birgt und wie mutig es eigentlich ist, aufzugeben.

Durch die Geschichte zieht sich dank Waldens fabelhaften Stil eine melancholische und dennoch unterkühlte Stimmung. Das Eiskunstlaufen treibt sie oftmals wie eine Hassliebe voran. Denn Tillie liebt den technischen Teil des Sports und das Gewinnen, der Rest ergießt sich wie eine endlose Qual über sie. Nur langsam befreit sie sich aus diesem Teufelskreis. Die Übungsstunden mit ihrer Cello-Lehrerin sind die Momente, in denen Tillie aufblüht. Schließlich obsiegt die Liebe zur Kunst und Tillie macht sich frei.
Waldens Stil und die Atmosphäre der Eishalle laufen hier Hand in Hand und hinterlassen ein beklemmendes Gefühl. Mit dem Leser teilt sie Erinnerungen an ihre Kindheit und verarbeitet ganz persönliche Momente. Ihr Memoire ist eine Coming-Out-Geschichte, die wichtig ist. Vor allem junge Leser finde hier eine inspirierende Suche, von einer die auszog, ihren eigenen Weg zu finden. 

Lieben Dank an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!