Meine literarische Schwäche für zerstörerische Frauenfreundschaften kommt in dem Roman Morgen früh, wenn sie will von Madeline Stevens voll und ganz auf ihre Kosten.
Alles beginnt mit einer Stellenanzeige und der Suche nach einer Nanny für das reiche New Yorker Ehepaar Lonnie und James. Das Paar entscheidet sich für die 26-jährige Elle, die sich von nun an um den Sohn William kümmern wird. Die Anziehung zwischen den beiden Frauen ist sofort spürbar, auch wenn ihr gesellschaftlicher und sozialer Status nicht unerschiedlicher sein könnte. Lonnie führt ein luxuriöses Leben mit ihrem Mann in Manhattan. Elles Lebensumstände sind so prekär, dass sie für eine Einladung zum Essen mit einem Mann schläft. Mit ihrem neuen Job scheint Elle also das große Los gezogen zu haben, nicht allein deswegen, weil sie nun regelmäßigen Zugang zu Nahrung hat. Während das Kindermädchen mit offenen Armen in der Familie aufgenommen und immer mehr von Lonnie in Beschlag genommen wird, entwickelt Elle eine ungesunde Obsession für ihre Chefin und spioniert das private Leben von Lonnie, zu dem sie nun vollen Zugang genießt, aus. Aus einer anfangs vertrauten Frauenfreundschaft entwickelt sich so eine dunkle Spirale der Abhängigkeit. Gekonnt strickt Stevens eine fesselnde Dynamik zwischen den beiden jungen Frauen, deren Lebenswelt so verschieden ist. Doch diese ungesunde Art von Freundschaft macht gerade süchtig!
Madeline Stevens gelingt mit ihrem Debüt eine großartige Charakterstudie von gefährlicher Obsession und giftiger Freundschaft, dabei schafft sie lebendige Figuren und eine unheimliche Stimmung, die den Leser an die Seiten fesselt.
Lieben Dank an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!
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