In dieser Woche erschien der Roman Junge Hunde von Cornelia Travnicek. Der 28-jährigen Österreicherin gelingt nach ihrem Debütroman Chucks nun ein Roman über das Verlieren und Finden des eigenen Ichs.
Johanna und Ernst sind von klein auf beste Freunde. Während Ernst sich eine Auszeit gönnt, um in China nach seiner leiblichen Mutter zu suchen, versucht Johanna Nebenjob, Abschlussarbeit und ihre Pflichten als Freundin, Tochter, Schwester und Gutmensch in Einklang zubringen. Für die eigenen Problemchen, wie das große Fragezeichen nach dem Studium, bleibt neben Babysitting, Nachbarschaftshilfe und Familienmanagemant kein Platz. Während Johannas Mutter sich aus dem Staub gemacht hat, um anderen Kindern zu helfen, bleibt Johanna ein Fels in der Brandung für ihr Umfeld. Bis zu dem Tag, an dem ihr Fels in der Brandung, die Gewissheit, wohin sie gehört, nicht mehr steht. Ernst und Johanna sitzen nun im selben Boot, beide befinden sind auf der Suche nach ihrem leiblichen Ursprung. Während Ernsts Suche enttäuschend verläuft, weil er sich in seinem Geburtsland als Fremder fühlt, wird Johanna überraschend in der Nähe fündig. Doch welche Rolle spielt die Herkunft noch, wenn man schon erwachsen ist? Bei beiden Figuren hat man das Gefühl, dass sich nichts ändert, nur das Bestehende bestärkt. Es ist ein Schock zu erfahren, dass der Vater nicht der Leibliche ist, und genauso ist es ein Schock, dass das Treffen auf die leibliche Mutter sich nicht nach Heimkehr anfühlt.
Travnicek gelingt trotzdem ein Happy End, das so wichtig ist, weil es voller Hoffnung steckt. Wir leben in Zeiten, in denen klassische Familienentwürfe längst überholt sind. Zusammenhalt und Freundschaft sind die neuen Eckpfeiler des Individuums, die es ebenfalls formt. In ihrem Roman klopft Travnicek Begriffe wie „Heimat“ und „Herkunft“ ab und entzaubert diese scheinbar mächtigen Ausdrucksformen.
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