Auf die deutsche Übersetzung des Debütromans IDAHO von Emily Ruskovich habe ich mich sehr gefreut. Nicht nur wegen des Covers, das zum Glück von der amerikanischen Originalausgabe übernommen wurde, sondern vor allem weil ich eine Schwäche für Debüts habe und die Geschichte nach einem poetischen Murder Mystery klang, da es um eine Familientragödie geht.
Den Inhalt auf den Punkt zu bringen, ist bei diesem Roman fast unmöglich. Kernstück der Handlung und aller Geschehnisse, die darum kreisen, ist der tragische Tod eines Mädchen während eines Familienausflugs.
Der Roman startet aber nicht aus der Perspektive von Wade, June oder Jenny, Familienmitglieder, die Zeuge dieses schrecklichen Unglücks waren, sondern von Ann, die Wades zweite Frau ist. Vor dieser Ehe war Wade mit Jenny verheiratet, sie haben zwei Töchter May und June. Nach dem tragischen Tod von May wird Jenny lebenslang eingesperrt und June verschwindet spurlos. Die Geschichte wechselt dann schließlich wieder die Erzählerperspektiven und vollführt zudem unchronologische Zeitsprünge. Damit macht es Ruskovich dem Leser nicht gerade leicht. Das führt aber dazu, dass man sich in eine ähnlich verworrene Situation befindet wie die Figuren. Statt vielleicht frustriert darüber zu sein, muss man verstehen, dass das Leben nicht immer eine logische Erklärung parat hat – nur so konnte ich mich mit dem Ende versöhnen. Denn dringende Fragen des Lesers bleiben unbeantwortet. Die genauen Gründe für den Tod und das Verschwinden von June bleiben mysteriös, in erster Linie stehen die Zurückgebliebenen im Fokus. Ruskovich will dem Leser nicht gefällig alle offenen Fragen beantworten, sondern geht viel viel tiefer.
Themen wie Verlust, Liebe und Vergebung werden hier verhandelt. Sprachlich ist IDAHO ein Genuss. Es erstaunt mich mit jedem Satz wie Ruskovich diese bedrückende Stimmung so schrecklich schön in Worte fassen kann.
Lieben Dank an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!
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