Auf die deutsche Übersetzung des Romans Gun Love von Jennifer Clement habe ich mich schon lange gefreut. Den Leser verschlägt es in das amerikanische Hinterland Floridas, genauer gesagt in einen Trailerpark, an dessen Rande die 14-Jährige Pearl mit ihrer Mutter in einem Autowrack lebt. In diesem prekären Mikrokosmos spielt sich das gesamte Leben der beiden ab; Schlafen, Essen, Lernen und die Liebesaffären der Mutter finden unter dem Dach des Autos statt. Pearl ist ihr ganzes Leben nichts anderes gewohnt und genauso ist sie auch der allgegenwärtigen Waffengewalt hilflos ausgesetzt. Die Waffe ist Schutz und Bedrohung zu gleich, täglicher Begleiter und einzige Hoffnung in der Hoffnungslosigkeit. Gekonnt zeichnet Clement diesen Wahnsinn, der nicht erst bei der Waffe unter dem Kopfkissen beginnt.
Clements Blick in den Trailerpark eröffnet ein Panoptikum aus gescheiterten Existenzen, die vom amerikanischen Sozialsystem im Stich gelassen wurden. Sei es der körperlich und seelisch verkrüppelte Veteran, die aufgrund von Arztrechnungen verarmte Lehrerin oder der mit Waffen handelnde Priester. Das Leben im Trailerpark ist ein Leben ganz unten in der amerikanischen Gesellschaft. Mit ihrem Roman gelingt es Clement ein Bild vom tragischen Ist-Zustand zu geben, der besonders uns Europäer tief erschüttern dürfte.
Lieben Dank an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!
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