Ich und das Deutsche Kino, das ist wie Nutella und Gewürzgürkchen. Geht gar nicht, aber ab und an soll diese Kombination ja der einen oder anderen Schwangeren über die Lippen gehen. Auch ich hatte letztens so einen „verrückten“ Moment. Genauer gesagt war es eine Begegnung mit den „Jungen Deutschen Kino“ im Film „3 Zimmer/Küche/Bad“ von Dietrich Brüggemann aus dem Jahr 2012. Da ich ja gerade, dass von dir beschworene „Gross.Stadt.Fieber“ von Juleska Vonhagen lese, passt mein FilmTipp heute umso besser zu dir. Hier geht es nämlich um das Thema „Umziehen“. Auch wir haben unser Leben, handlich verpackt in Umzugskartons, schon oft von A nach B nach C nach D usw. geschleppt. Und wer in Berlin auf Wohnungssuche ist oder war, weiß, dass „3 Zimmer/Küche/Bad“ ein utopisches Unternehmen sein kann. Denn allein schon die Suche nach 1 Zimmer/Küche&Bad (wird geteilt mit Mitbewohner/n) ist einfach nur Horror.
Durch die vier Jahreszeiten begleitet der Film eine Clique von 8 jungen Menschen, die sich dem FreundschaftsEhrenkodex gemäß gegenseitig bei ihren Umzügen helfen. Sinnbildlich steht der Umzug für die Baustellen und Neuanfänge in ihrem Leben.
„3 Zimmer/Küche/Bad“ spielt aber auch mit dem Verlangen nach einem schönen und harmonischen Zuhause: Dielenfußboden, Stuck, Balkon und Badewanne sind ein Muss. Doch warum auf einmal so spießig bei der eigenen Heimgestaltung? Unsere Wohnung ist scheinbar der Ort, an dem zumindest alles in Ordnung scheint; den wir im Griff haben. Doch wie uns der Film lehrt, schützt die tollste Wohnung nicht vor einer Trennung und auch das perfekt eingerichtete Familienhaus bewahrt vor keiner Ehekrise. Und schon gar nicht ist das Zusammenziehen mit der besten Freundin oder dem Liebsten ein Allheilmittel für die perfekte Beziehung.
Jaja, schon wieder ein Porträt über diese „Generation Praktikum“ – aber wenn es ein Gelungenes ist, denn darf es noch eins mehr sein. Brüggemann legt in „3 Zimmer/Küche/Bad“ den Fokus auf das Privatleben der Protagonisten und es gelingt ihm, „uns“ beim „Ackern“ durchs Leben zu zeigen. „Wir“ geben uns zufrieden mit vorübergehenden Vereinbarungen und dem ständigen Anpassen an die gegebenen Verhältnisse. Und alles scheint nur erträglich zu sein, wenn das eigene Heim perfekt ist.
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Karina
23. April 2013 at 13:13Hab die Drehrbeiten in der Revaler Straße zu dem Film gesehen 🙂
Nichael
23. April 2013 at 14:41Und wieso haste dich da nicht ins Bild gedrängelt??
Karina
23. April 2013 at 17:38Ich bin bestimmt irgendwo zu sehen! Schau mal genau hin 🙂