Ein halbes Jahr ist nun rum, in wenigen Tagen beginnt der Juli und damit die zweite Hälfte von ZweiTausendVierZehn. Fast einen halben Meter habe ich außerhalb der Unilektüre gelesen, aber nie die Zeit gefunden, mir darüber Gedanken zu machen, was ich denn da „verputzt“ habe. Das soll sich jetzt ändern, nach und nach – hoffentlich halte ich mich auch daran – werde ich den einen oder anderen Roman Revue passieren lassen und ein wenig Gedankengut notieren. Mein Gehirn macht an dieser Stelle schon wieder einen sperrigen Knoten um meine Ideen, weil das sklavische Verfassen von Rezensionen zu Schulzeiten mir immer noch widerwillig aufstößt – von wegen Inhaltsangabe und so. Deshalb werde ich lieber auf dem Punkt bringen, was mich denn da so bewegt hat.
In diesem Jahr habe ich die japanische Schriftstellerin Hiromi Kawakami für mich entdeckt, gleich zwei ihrer Romane haben sich in mein Blickfeld verirrt. Angefangen hat alles mit Herr Nakano und die Frauen, gefolgt von Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß. Eine Liebesgeschichte. Nun kann man Liebesgeschichten so oder so finden, mir entlockt es immer ein Würgen – das möchte ich nicht, aber bei Kawakami läuft alles anders. Sie schreibt über alltägliche Charaktere mit durschnittlichen Leben, die für sich selbst, so ist das nun mal mit uns Individuen, doch ungewöhnlich sind. Es sind stille Geschichten und leise Worte, die dem Leser viel über die japanische Mentalität verraten. Sei es nun die ungewöhnliche Liebesbeziehung im Roman „Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß“ oder die Liebschaften und der Geschäftsalltag des Trödelhändlers Nakano; hier trifft die alte Schule auf die Neue. Bei Kawakami werden kleine Schritte im Stillen gesetzt, das kann man nun unspannend und zäh finden, ich bin da die Erste, die das Buch in die Ecke pfeffert, aber Kawakami schlägt mir durch ihren fast bescheidenen Erzählrhythmus aufs Gemüt – im positiven Sinne – und lehrt mich Entschleunigung und Wertschätzung des Moments im ewigen Kreislauf der Wochentage. Obendrauf gibt es Einblicke in den japanischen Alltag und die Kultur des fernen Ostens. Haromi Kawakmi zählt längst zu den wichtigsten japanischen Schriftstellerinnen und eröffent eine weibliche Sicht der Dinge auf das Japan der Gegenwart.
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