Ein Roman über eine vergangene Liebe klingt kitschig und vielleicht auch ein bisschen abgedroschen, doch Kristine Bilkau versteht es mit ihrem neuen Roman Eine Liebe, in Gedanken das spannende Porträt einer jungen Frau, die in den 1960er Jahren ein selbst bestimmtes Leben anstrebt, zu zeichnen.
Die Ich-Erzählerin lässt nach dem Tod ihrer Mutter Antonia, deren bewegtes Leben Revue passieren. Wie wurde aus dem jungen Mädchen eine Frau und schließlich die Mutter, die allein in ihrer Wohnung gestorben ist. Dreh- und Angelpunkt dieses Lebens ist die Liebesgeschichte zwischen Toni und Edgar, die im Hamburg der 60er Jahre spielt. Raffiniert verstrickt Bilkau die Perspektive der Tochter, die sich mit dem Verlust und dem Nachlass der Mutter in der Gegenwart beschäftigt, mit dem Leben der jungen Toni. Die sich ein eigenständiges und freies Leben durch ihre unbekümmerte und fleißige Art erwirtschaftet hat. Sie ist eine unabhängige Frau, die auf eigenem Fuß steht. Als sie auf den charmanten Edgar trifft, scheint das Liebesglück zunächst perfekt. Doch während Antonia ihr unabhängiges Leben und den beruflichen Erfolg für ein Leben mit Edgar aufgibt, entscheidet sich Edgar gegen ein Leben mit Toni. An dieser Entscheidung soll Toni für immer schwer tragen und dennoch ein bemerkenswertes Leben führen.
Mit sehr berührender Melancholie erzählt Kristine Bilkau vom ewig nagenden Gefühl der großen Enttäuschung durch eine unerfüllte Liebe, das sogar die Tochter nicht unberührt lässt. Auch dem Leser wird diese wunderbar erzählte Liebesgeschichte nicht kalt lassen. Denn eine Liebe ohne Happy End ist für mich spannend, weil erst die Frage „Wie weitermachen?“ es ermöglicht, über sich hinauszuwachsen.
Lieben Dank an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!
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