Bildbände über die Fauna waren bisher meine heimliche Leidenschaft, doch spätestens seit dem Buch der Palmen, halte ich auch immer wieder Ausschau nach Büchern über die Flora. Die Kunst der botanischen Illustration – Die schönsten zeitgenössischen Pflanzenporträts des Chelsea Physic Garden herausgegeben von Andrew Brown spielt mir da also genau in die Karten. Aus den rund 500 Werken des Archivs der Chelsea Physic Garden Florilegium Society wurden ca. 80 Werke ausgewählt. Andrew Brown ist da eine interessante Mischung gelungen, eine schöne Auswahl aus altbekannten und ungewöhnlichen Pflanzen.
Es ist nicht bloß ein Bilderbuch mit hübschen Illustrationen, denn das geschriebene Wort kommt zum Glück nicht zu kurz. Abgerundet wird die Auswahl durch Begleittexte über die Bedeutung von botanischen Illustrationen, die Geschichte des Apothekergartens und die Entstehung von Florilegien. Aber auch die Geschichte jeder im Buch abgebildeten Pflanze oder Baums wird erzählt. Die Herkunft, Wirkung und Bedeutung wird angeben und ist wohl das Spannendste am ganzen Buch. So kommt nicht nur die magische Anziehungskraft der Botanik zum Ausdruck, sondern auch die bitter süße Kraft, die in jedem Gewächs schlummert. Erstaunlich wie viel Energie im Kleinen steckt und wie schön doch das Grausame sein kann, denn hinter dem zartesten Blütenblatt verbirgt sich manchmal viel Zerstörungskraft. Am schönsten ist es, mit einem anderen Pflanzenliebhaber gemeinsam über die unendliche Vielfalt der Flora, die man nur erahnen kann und die einen darum immer wieder umhaut, zu staunen.
Die Londoner Apothekergesellschaft hat 1673 den Chelsea Physic Garden gegründet, um Apothekerlehrlinge auszubilden, heute belehrt er uns Großstadtpflanzen, die vielleicht nur einen Kaktus auf dem Fensterbrett stehen haben. Für jeden Pflanzenfreund ein kleines Abenteuer durch die schrecklich schöne Botanik, die wir mehr wertschätzen und nicht nur als schönes Dekoobjekt degradieren sollten.
Lieben Dank an den DVA Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!
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