Mit ihrem Roman Die Architektur des Knotens gelingt es Julia Jessen, aus den Scherben einer Ehe ein neues Glück zu formen. Jonas und Yvonne sind ein gleichberechtigtes Traumpaar, denn im Leben haben sie das erreicht, wovon viele nur träumen können, einen interessanten Freundeskreis, eine Karriere und tolle Kinder. Für Außenstehende verkörpern die beiden eine Musterehe, doch für Yvonne zieht sich langsam ein Riss durch das schöne Bild. Das Gefühl, dass sich etwas ändern muss, bestimmt ihren Alltag und lässt sie schließlich aufs Äußerste gehen. Mit einem Seitensprung befreit sie ihr angestautes Gefühl und riskiert damit, ihre Familie zu verlieren.
Ganz mutig nimmt Julia Jessen den Leser an die Hand und führt ihn durch das Worst-Case-Szenario einer Ehe. Feinfühlig klopft Jessen folgende Fragen ab: Wann sollte man einen Schlussstrich ziehen? Wann denkt man endlich wieder an sich? Beide sind ein schmaler Grat zum Egotrip, aber trotzdem so wichtig für das persönliche Glück!
Die große Stärke des Romans ist das leere Gebrabbel der akademischen Kreise, die mit leeren Worthülsen ihr Gegenüber attackieren. Mit ihrem Entschluss gibt sich Yvonne zum Abschuss frei und bekommt eine Menge Vorwürfe von unbeteiligten Außenstehenden vor den Kopf geknallt. Wie Giftpfeile wirken diese oftmals altmodischen Ansichten, die Jessen so gekonnt zur Sprache bringt.
Es gibt keinen schönen Weg aus der Ehe. Jessen zeigt, wie steinig ein Neuanfang sein kann und wie viel Chance er doch für alle Beteiligten birgt. Denn es gilt: Familie ist, wenn alle Spaß haben.
Lieben Dank an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!
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