Der gestrige Theaterabend hallt mir noch immer in den Ohren. Komisch, außergewöhnlich und extrem gaga ging es da auf der Bühne zu. Wir haben uns die etwa zweistündige Aufführung von DADA BERLIN, inszeniert von Rainald Grebe, im Maxim Gorki Theater angesehen und mal wieder ordentlich durchgelacht. Doch auch nachdem ich nun Zeit hatte, meine Gedanken etwas zu ordnen, wird es schwer werden, einen Abend wie diesen in die richtigen Worte zu kleiden.
Was „Dada“ oder „Dadaismus“ war, wissen wir alle: Eine 1916 in Zürich gegründete Bewegung von Künstlern und Literaten, die die konventionelle Kunst sowie die Kunstformen ihrer Zeit ablehnten und parodierten. Doch was können wir heute noch mit dem Begriff „Dada“ anfangen und gibt es Dadaismus überhaupt noch? Das Stück DADA BERLIN setzt sich mit dieser Frage auseinander und den passenden Rahmen für diese Diskussion bildet die Theateraufführung als Fernsehsendung bzw. Rainald Grebe Show, dessen Moderator der Regisseur selbst ist.Verschiedene aktuelle Trends und Künstler werden heran- und durch den Kakao gezogen. Von Tim Bendzko bis Harald Schmidt von Philipp Poisel bis Bob Ross. Landlust TV und das Basteln von Lavendel Säckchen werden ebenso gnadenlos gerichtet wie das Publikum des Kater Holzig, wie alleinerziehende Prenzlberg Mamis und wie der typische Berliner Arbeitsweg, der schnell mal zur Reizüberflutung mutiert. Mehr gaga als dada wird es schließlich immer mal wieder, wenn die sinnfreie Tätigkeit des Wiegens von Illustrierten zum sozialen Knotenpunkt und Studiengang mit Zukunft erklärt wird, dessen Abschluss das Wiegen der Diplomarbeit darstellt.
Dass Kunst und Antikunst nah beieinander liegen und dabei immer die Perspektive des Einzelnen ausschlaggebend ist, demonstrierte vor allem der letzte Auftritt des Malers Bob Ross, dessen berühmte Sendung „The Joy of Painting“ nachgespielt wurde. Was in der Manier, Sprache und Kunst von Bob Ross begann, endete im Actionpainting von Jackson Pollock. Etwas Gegenwärtiges wurde zerstört, doch etwas Neues wurde geschaffen. Was aber ist nun Kunst und was Antikunst? Ist nun alles schon einmal dagewesen und die Kunst am Ende? Wo sind die Innovationen geblieben? Ist Dadaismus heute überhaupt noch möglich? Wir wissen es nicht und bleiben mit diesen und weiteren Fragen zurück. Einzig diese Lehren konnten wir ziehen: „Wer sagt, er ist ein Dadaist, der ist kein Dadaist“ und „It’s everything and its nothing“.
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