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Keiner findet sich schön von René Pollesch in der Volksbühne

Keiner findet sich schön Volksbühne

Am Wochenende haben wir beide mal wieder seelig taumelnd den Rosenthaler Platz nach einem großartigen Theaterabend in der Volksbühne verlassen. Statt „Tatort“ mit Fabian Hinrichs gab es „Keiner findet sich schön“ mit Fabian Hinrichs, inszeniert von René Pollesch. „Kill your darlings. Streets of Berladelphia“ hat mich bereits vor Jahren aus den Socken gehauen und wurde seither so einige Male „konsumiert“. Jetzt ist mir bei einer zweiten Aufführung, in der Fabian Hinrichs zu Höchstform aufläuft und knappe 1 1/2 Stunden über die (unerfüllte) Liebe und Sinnsuche monologisiert, fast das Herz aus der Brust gesprungen. Pollesch beamt uns in die 40er Jahre des eigenes Lebens vor oder zurück – hallo Midlife Crisis! – und nimmt uns mit auf eine Reise voller Selbstzweifel („Alle wollen ein Versprechen sein, aber beim Blick in den Spiegel merkt fast jeder: Man ist ja selbst keins.“) und Entscheidungsmöglichkeiten („Die Kackentscheidungen des Lebens fächern sich in abertausende Enden auf.“). Und über allem schwebt die Frage „Was wäre, wenn..?“. Gehe ich heute Abend auf das Iggy Pop Konzert, bleibe ich zu Hause und warte, das die alte Liebe an der Tür klingelt oder verabrede ich mich auf Tinder? Die Antwort darauf bekommen wir nicht, bloß der Gedanke tröstet, wir sind mit unseren Problemen nicht allein. Ob in Sydney, New York oder den Schweinsfurter Slums, an welcher Ecke das Glück und die Liebe lauert, wissen wir nicht. Es ist die Rest-Zeit-Story des Lebens und das ewige „oder“, das uns fertig macht. „Es ist so schwierig zu leben“, denn trostlos ist das Leben allein und wir sehnen uns nach jemanden, durch den die Welt etwas weniger hässlich ist. Und da sickert auch schon der umgedichtete Sinatra Text in das Bewusstsein des Zuschauers „I wanna wake up in a city that sleeps“ – und wir wünschen uns nichts mehr als das die Träume auch am Tag Bestand haben.  Ein riesiger aufblasbarer Teddy mit der Aufschrift „no fear“ macht Mut, doch am Ende kommen Zeit und Schönheit nicht zusammen. Bye, bye Sixpack, hallo du schütterer Haarkranz des Lebens.

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