Ab und zu muss es mal ein stimmungsvoller Schmöker sein, der einen aus dem Alltag entführt. Gleich drei Empfehlungen habe ich im Gepäck, die unterschiedlicher nicht sein könnten und dennoch jede Menge Wohlfühlstimmung verbreiten: Eine Krimiserie, ein fesselndes Hörbuch und eine atmosphärische Geschichte, die in den Südstaaten Amerikas spielt.
Der Roman Was der Fluss erzählt von Diane Setterfield beginnt in einer dunklen Winternacht in einem alten Gasthaus an der Themse. Dort trägt sich etwas Ungeheuerliches zu: Während die Stammgäste Geschichten erzählen, um sich die späten Abendstunden zu vertreiben, schwingt plötzlich die Tür auf und ein verwundeter Fremder, der in den Armen den leblosen Körper eines kleinen Kindes hält, tritt herein. Erst Stunden später rührt sich das Mädchen, holt Luft und scheint wieder lebendig zu sein. Von dort an entspinnt sich eine spannende Geschichte, die zwischen den Genres des Historischen und Märchenhaften wandert. Die Grenze zwischen Realität und Übernatürlichem bis hin zum Fantastischen verlaufen sich – Ist es ein Wunder oder Magie? Oder gibt es vielleicht einen wissenschaftlichen Grund? Auf diese Fragen gibt es viele Antworten, die Diane Setterfield so herrlich düster beantwortet. Eine ganz stimmungs- und geheimnisvolle Reise beginnt!
Das Hörbuch war ein Genuss und Simone Kabst entführt die Leser*innen auf ein magische Abenteuer und haucht den vielen Stimmen, die sich hier zu Wort melden, Leben ein.
Ganz zufällig bin ich über den ersten Band Die verschwundene Braut von Bella Ellis gestolpert. Ein Kriminalroman, in denen die Brontë-Schwestern ermitteln? Klang für mich nach einem Erfolgsrezept – und das ist es auch!
Als eine junge Frau und Mutter von zwei Kindern vermisst wird, bleibt nur noch eine große Blutlache zurück. Alles deutet auf eine Entführung oder gar Mord hin. Nur ein paar Kilometer entfernt, erfahren die Töchter eines Pfarrers – die Brontë-Schwestern – von dem Verbrechen. Charlotte, Emily und Anne Brontë sind entsetzt und fasziniert von dem mysteriösen Verschwinden. Diese drei einfallsreichen Frauen erkennen schnell, dass sie über alle Fähigkeiten verfügen, die erforderlich sind, um ausgezeichnete Detektivinnenarbeit zu leisten, denn sie haben eine ausgeprägte Vorstellungskraft und sind erfahrene Leserinnen.
Der Fall spiel im Yorkshire im Jahr 1845, die Brontë-Schwestern sind noch nicht veröffentliche Romanautorinnen. Und so erfährt der Leser neben der detektivischen Arbeit auch viel über den kreativen Prozess des Schreibens und wie es für Frauen damals war, veröffentlich zu werden. Bella Ellis ist ein interessanter Mix aus historischen Fakten und Wohlfühl-Krimihandlung gelungen, der sich süffig liest.
Nachdem ich den ersten Teil gierig verschlungen hatte, habe ich gleich den zweiten Band Der namenlose Tote von Bella Ellis in Angriff genommen. Auch dieser Fall der ermittelnden Brontë-Schwestern enttäuscht nicht. Es spielt diesmal im stimmungsvollen Haworth. In den Mauern des herrschaftlichen Anwesens Top Withens Hall werden Knochen eines Kindes gefunden. Nachdem Vater und Sohn, Clifton und Liston Bradshaw, blutrünstige Schreie gehört haben, machen sie die schreckliche Entdeckung im Schornstein eines Raumes, der seit dem Tod von Mary Bradshaw dreizehn Jahre lang verschlossen war. Wie ein Laubfeuer verbreiten sich die Neuigkeiten und die Brontë-Schwestern zieht es an den Ort des Geschehens. Dort stoßen sie auf noch mehr Geheimnisse und den sehr eigenwilligen Hausherren…
Bella Ellis ist es auch diesmal gelungen, Fakten und Fiktion nahtlos miteinander zu verknüpfen und stellt damit ihre Liebe zu dieser Familie unter Bewis. Für den Brontë-Fan werden darüber hinaus spannende Einblicke in die schriftstellerische Entwicklung der Schwestern und in die damalige Welt des Verlagswesens geboten.
Das Debut Conjure Women von Afia Atakora ist eine mitreißende Geschichte, die das Leben in den Südstaaten vor und nach dem Bürgerkrieg zum Leben erweckt. Sie erzählt über Generationen hinweg vom Leben dreier ungewöhnlicher Frauen: Miss May Belle ist eine weise heilende Frau, ihre Tochter Rue, die nur ungern in die Fußstapfen ihrer Mutter als Hebamme getreten ist und Varina, die Tochter des Plantagenbesitzers. Die geheimen Bindungen zwischen diesen Frauen und ihrer Gemeinschaft spitzten sich zu, als der Krieg beginnt. Die Geburt eines verfluchten Kindes nach dem Krieg entzündet bei den Bewohnern Angst und einem sich ausbreitenden Aberglauben, der ihre neu gewonnene Freiheit bedroht.
Afia Atakora ist ein fesselnder und lebendiger Roman gelungen, der eine wahrhaft aufschlussreiche Reise durch das Leben der Sklaven und ihre unmenschliche Behandlung durch weiße Plantagenbesitzer ist. Die spirituellen, moralischen und kulturellen Lebensweisen sind das zentrale Thema des Buches, die gleichermaßen bewegend und erschreckend sind.
Lieben Dank an die Verlage für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!*
No Comments