Beim Stichwort „Kalifornien-Roadtrip“ schlägt mein Herz höher und ich komme aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus. Vor allem die Natur hat mich überwältigt, aber auch all die vielen kleinen schrägen Dinge, die wir auf unserer Reise gesehen haben. So erwarten einen zum Beispiel entlang der alten Goldgräberroute Westernstädte, mit Saloon Schwingtüren und jeder Menge Holzverkleidung. Denn Roadside Attractions sind ein Ding in Amerika. Eines Weiteres davon, das wir noch „live“ erleben durften, sind die Cabazon Dinosaurs.
Der Bildband California Crazy. American Pop Architecture von Jim Heimann widmet sich nun diesen Bauwerken. Die „Amis“ sind bekannt für ihre originellen Superlative. Doch statt höher, schneller, weiter ist diese Art der Architektur einfach herrlich verrückt! In den 1920er Jahren sprießen diese nach Aufmerksamkeit heischenden Gebäude in Kalifornien aus dem Boden. Sie dienten allein dem Zweck, vorbeifahrende Kundschaft zum Halten zu bringen. Den findigen Unternehmern war dabei jedes Mittel recht und der kreativen Freiheit damit keine Grenzen gesetzt. So wurden Sandwiches aus der Schnauze eines Hundes oder Limonade aus einer Zitrone heraus serviert. Die Geschichte dieser Bauten ist so interessant wie skurril, genauso wir ihre Entwicklung durch die Jahre bis zum heutigen Stand der Dinge. Leider wurden der architektonische und historische Wert dieser Häuser unterschätzt und so bleiben uns nur noch Bilder und eine paar wage Informationen zum Verbleib einiger Bauten übrig. Auch wenn ihre architektonische Relevanz eher als monströs abgetan wurde, bleibt ihre Anziehungskraft bis heute ungebrochen. Darum ist diese Bildersammlung umso wichtiger!
Diesem sehr verrückten und dennoch beeindruckenden Thema nimmt sich dieser Band an. Begleitet werden die Bilder durch Aufsätze zur Entstehung, Gegenwart und geschichtlichen Entwicklung. Dabei lernt man eine ganz neue Seite Kaliforniens kennen. Mit diesem Band ist dem TASCHEN Verlag eine umfassende Sammlung eines ungewöhnlichen Themas gelungen, die mit Wort und Bild gekonnt in Szene gesetzt wurde. Die großformatigen Bilder laden zum Verweilen und Staunen ein.
Es gibt zwei Wege in das Buch: Entweder man blättert durch und genießt die Bilder oder man futtert sich einen kleinen Wissensvorsprung an und liest zuerst die Artikel, betrachtet dann die Bilder begleitend. So oder so, beide Herangehensweisen funktionieren in diesem Buch, das wie so oft in drei Sprachen herausgegeben wurde. Der Inhalt des Bandes wird durch eine beeindruckende Aufmachung abgerundet und ist darum ein echtes Coffee Table-Schmuckstück – wie eigentlich jede Veröffentlichung des TASCHEN-Verlags.
Lieben Dank an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!
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