Mal wieder von einem hübschen Cover angezogen, wanderte kürzlich das Buch „Lebensstufen“ von Julian Barnes, erschienen im Verlag Kiepenhauer & Witsch, in mein Bücherregal. Diese Woche wurde es endlich verschlungen und was soll ich sagen? Ein unerwartet sachlich-kulturgeschichtlicher Einstieg über die Anfänge der Ballonfahrerei verkehrt sich in eine tief emotionale Liebesgeschichte mit furchtbar schrecklichem Ende. Was das eine mit dem anderen zu tun, wird im Laufe der knapp 150 Seiten immer deutlicher. Das Leben besteht aus Höhen und Tiefen, wer auf Wolke Sieben schwebt, der kann auch ganz tief fallen – sehr ähnlich den ersten Ballonfahrern, die ihr Leben riskierten und vom Himmel fielen, nur um ein einziges Mal die Welt von oben zu sehen.
Letzlich verarbeitet der Autor mit diesem Buch einen persönlichen Schicksalsschlag, denn er selbst hat den frühen Tod seiner Ehefrau zu verkraften. Nun blickt er zurück auf sein Leid und seine Qualen der letzten Jahre, und der Leser bekommt eine Vorstellung davon, was es heißt, den wichtigsten Menschen in seinem Leben zu verlieren. Philosophische und anthroposophische Gedanken über die Liebe im Allgemeinen und der Frage nach dem Sinn des Lebens werden an einen Verlustschmerz gekoppelt, der einem den Boden unter den Füßen wegzieht und ganz sicher jedem durch Mark und Bein geht. Zwar ist das Buch an einigen Stellen abstrakt geschrieben, doch durchhalten lohnt sich: Kapitel drei ist eine Wucht und wirkt auch nach dem Lesen noch lange nach. Ich empfehle das Buch allen, die einen Roman-Overkill haben und das Lesen nicht nur mit den Augen, sondern auch mit dem Herz lieben.
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