Seit Wochen nun starrt mich das Vögelchen keck von der Bestsellerliste an. Der Roman Altes Land von Dörte Hansen ist mir schließlich doch zwischen die Fingerchen gekommen und ich muss zugeben, dass ich es nicht bereue, in die hochgelobte-Bestseller-Falle getappt zu sein. Das Thema ist aber der eigentliche Lockvogel, denn ich selbst bin ja ein kleines Ostgewächs, das in jungen Jahren von der Stadt aufs platte Land verpflanzt wurde. Als Dorfkind kenne ich mich aus, was Land- und Bauernschaft so bereithalten kann. In Hansens Debütroman geht es um das Thema der Flucht und das Ankommen. Verschiedene Arten von Flucht werden gezeichnet, sei es nun die Flucht vor dem Ex, dem Leben in der Stadt und dem alles aufzehrenden Beruf, der eigenen Familie und der Vergangenheit oder aber die Flucht im Krieg, die Hansen auf sehr beklemmende Weise beschreibt. Ihnen ist ganz sicher gemein, dass man woanders ankommen wird. Doch gerade dieses Ankommen, eine neue Heimat finden und sich dort fallen lassen, ist vielleicht der schwerste Schritt. Die Hauptfiguren des Romans sind Eva und Anne, die ihren neuen Platz zwar gefunden haben, aber erst lernen müssen, ihn für sich einzurichten. Ein Happy End wird Hansen dem Leser nicht schenken, dafür gönnt sie aber ihren Figuren eine wohlverdiente Mütze voll Schlaf.
Hansen gelingt es auf spitze und einfühlsame Weise zusammenzubringen, was auf den ersten Blick gar nicht zusammengehört. Altes Land ist sehr unterhaltsam, erschreckend wahr auf den Punkt – eine Landpartie der ganz besonderen Art. Denn so frei das Leben auf dem Land auch sein mag, so begrenzt ist leider auch oft der Horizont – wir zwei können da ganz sicher aus Erfahrung sprechen.
Lieben Dank an den Knaus Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!
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