Miranda July gilt als Popikone unserer Zeit, sie ist Autorin, Künstlerin, Filmemacherin, Feministin und Musikerin zugleich und immer wenn ich an sie denke, muss ich auch ein bißchen an Lena Dunham denken. Weiß der Teufel wieso, aber nachdem ich nun beide Bücher quasi nacheinander gelesen habe – Not that kind of girl von Lena Dunham und Zehn Wahrheiten von Miranda July, um das es hier gehen soll, bin ich mir sicher, dass beide im positiven Sinne ein wenig verrückt, wenn nicht gar eine kleine Schraube locker haben. Parallelen finden sich nicht bloß im Werdegang der beiden Frauen, sondern auch sprachlich und thematisch, weshalb ich behaupten würde: Mag man die eine, mag man auch die andere. Bei mir jedenfalls ist das so; mich faszinieren tatsächlich beide Persönlichkeiten, denn es sind Frauen mit Köpfchen, Tiefgang, Kreativität und dem bereits erwähnten Hang zur Verschrobenheit. July, die vor allem auch durch Ihr Kunstprojekt „Learning to love you more“ bekannt wurde, hat vor wenigen Wochen ihren ersten Roman „The first bad man“ veröffentlicht, dem ich mich aber nicht widmen wollte, bevor ich mir nicht einige ihrer Kurzgeschichten zu Gemüte geführt habe.
So, und hiermit wären wir dann auch beim Buch „Zehn Wahrheiten“ oder den englischen weitaus treffenderen Titel No one belongs here more than you, meinem Einstieg in die literarische Welt von Miranda July, angekommen. Enthalten sind hier 16 ungleich lange Kurzgeschichten von zumeist weiblichen Protaginisten, die auf der Suche sind nach (der großen) Liebe, Halt im Leben, Freundschaft und/oder Freiheit. Ich hatte beim Lesen im übertragenen Sinn das Gefühl, dass die Hauptpersonen ausnahmslos auf eine Art Klippe zulaufen und entweder abstürzen oder aber durch etwas Unvorhergesehenes gerettet werden können – und sei es nur, indem sie sich ihrem Schicksal ergeben oder aber eine neue Perspektive einnehmen. Die Probleme von Julys Protagonisten sind teils ein wenig zugespitzt, verstörend (Vater lässt sich von Mutter scheiden, um mit Tochter eine Liebesbeziehung zu führen) und stereotypisch dargestellt, doch viele von ihnen blieben wie ein dicker Kloß im Hals stecken und andere überraschten durch großartige Wendungen. Da ich eigentlich nicht der größte Fan von Kurzgeschichten bin, überzeugt mich July umso mehr, denn sie versteht es, den Leser schon nach wenigen Seiten in eine völlig andere Welt zu entführen. Ich jedenfalls war von Beginn an wirklich „voll da“, habe mitgelitten, gebangt und gehofft – und das ist es doch, was ein ein gutes Buch ausmacht. Und jetzt bin ich wirklich ganz neugierig, was es in Julys Welt noch zu entdecken gibt – ich wette, du kannst mich filmisch ein wenig an die Hand nehmen, mmh?
Das Buch „Zehn Warheiten“ von Miranda July kannst du hier kaufen.
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