Vortreffliche Frauen von Barbara Pym

Die englische Schriftstellerin Barbara Pym (1913-1980) steht schon lange auf meiner Leseliste. Nun habe ich mit der deutschsprachigen Neuausgabe ihres wohl bekanntesten Romans Vortreffliche Frauen endlich den Einstieg gewagt. Obwohl der Roman bereits 1952 erschienen ist, ist er immer noch lesenswert, da gewisse gesellschaftliche Konventionen für das weibliche Geschlecht sich auch in den letzten 60 Jahren nicht geändert haben.

Der Roman spielt am Ende der 1940er Jahre in Großbritannien und ist weniger durch Handlung als viel mehr durch das Dahinplätschern des Alltags gezeichnet, das ganz vortrefflich durch unsere Erzählerin Milderd Lathbury geschildert wird. Sie ist eine alleinstehende Frau in den Dreißigern, die sich nicht nur in der Kirchengemeinde, sondern auch für mittellose Damen engagiert. Ihre gesellschaftliche Umtriebigkeit verwickelt sie in das Leben und auch in das alltägliche Drama ihrer Mitmenschen. Ob nun die Romanze des Vikars oder das stürmische Eheleben ihrer Hausmitbewohner, Mildred ist mittendrin und berichtet von den oft sehr lächerlichen Geschehnisse. Dabei macht sie auch vor sich selbst keinen Halt, offenherzig berichtet sie von ihrem bescheidenen Leben als „alte Jungfer“, die in der Gesellschaft als kompetent und hilfsbereit gilt. Weshalb Milderd auch dementsprechend von allen Seiten eingespannt wird und für sich selbst keine Grenzen zieht.

Die zeitlose Genialität des Romans liegt in Barbara Pyms scharfsinniger Beobachtungsgabe, der Irrwitz der gesellschaftlichen Sitten wird hier dank der Hauptfigur Mildred Lathbury gekonnt entlarvt.

Lieben Dank an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!