Das Erzähldebüt und in dem Moment holt meine Liebe zum Gegenschlag von Doris Anselm versammelt 16 Erzählungen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und die dennoch das Thema der Krise im Alltag vereint.
Dabei wird die Krise nicht als negativ verstanden, sondern steht für Neuanfang, Veränderung und Wendepunkt. Alle Figuren werden aus ihrem Alltagstrott wach gerüttelt, sei es durch ein einschneidendes Erlebnis oder eine Entscheidung, die getroffen werden will. Ich kann nur darüber staunen, wie es Doris Anselm gelungen ist, diese Vielfalt in einem gerade mal 160 Seiten langen Erzählband zu entfalten. Keine Erzählung gleicht der anderen, immer wieder wird der Leser aufs Neue überrascht. Ihre Figuren sind originell, die Blickwinkel interessant gewählt. Ganze Welten werden auf wenigen Seiten gezeichnet und dann erschüttert. Die Geschichten enden ganz plötzlich, bieten dem Leser Raum, um über mögliche Konsequenzen selbst nachzudenken oder laden dazu ein, noch einmal von vorne anzufangen – vielleicht hat man ja ein kleines Detail verpasst.
Der Seitenzahl zum Trotz ist dies kein kurzweiliges Lesevergnügen. Anselm sind Erzählungen gelungen, die erstaunlich sind und noch lange zum Nachdenken anhalten – so ungewöhnlich, so gut. Leider greife ich nur selten zu Erzählungen. Dieser Band konnte mich nun aber voll und ganz davon überzeugen, dieser literarischen Form viel öfter eine Chance zu geben.
Lieben Dank an den Luchterhand Literaturverlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!
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