Mit ihrem Roman Trügerischer Sommer entführt Mechthild Lanfermann ihren Leser aufs platte Land. Lanfermann trifft den beklemmenden Ton des Kleinstädtischen, all die Klüngeleien, die hinter verschlossenen Vorhängen stattfinden, strickt sie zu einem spannenen Plot.
Mit einem Anruf aus der Heimat nimmt alles seinen Lauf: Barbara und ihr Sohn Tore müssen in das Dorf, in dem Barbaras Familie lebt, zurückkehren und ihr Leben in Berlin auf Eis legen. Ihr Vater liegt im Sterben und damit beginnt eine schier unendliche Odyssee aus zu klärenden Angelegenheiten. Die persönliche Welt der Figuren gerät ins Wanken. Barbara wird unmittelbar mit der Vergangenheit konfrontiert, muss sich ihrem Bruder wieder annähern und befindet sich scheinbar, an einem Ort, an dem sich nie etwas ändern wird. Das trügerische Wohlfühlen im Altbekannten, das Bekennen im selbst gewählten Leben gescheitert zu sein und der Mut vielleicht wieder neu anzufangen, sind nur einige Stationen, die sie durchläuft. Auch Tore wird mit seiner für ihn noch unbekannten Familie konfrontiert und muss sich als Neuer in die Dorfgemeinschaft beweisen.
Die allgegenwärtige Landwirtschaft und Mastbetriebe, die hinter noch verschlosseneren Toren agieren, bilden ein geheimnisvolles Setting, in dem sich das Drama der Familie Rabe abspielt. Lanfermann setzt ihren Roman zwischen familiären Geheimnissen und Tragödie, damit dient ihr das Leben als unfehlbarer Spannungsfaktor. Wo die Vergangenheit auf die Gegenwart trifft, wird der Alltag der Protagonisten in eine bedrohliche Schieflage gebracht.
Doch darüber hinaus ist der Roman noch so viel mehr, Themen wie Massentierhaltung und die Ausbeutung von Arbeitskräften sind hier einwichtiger Dreh- und Angelpunkt der Geschichte. Aber auch der Ausbruch und die Rückkehr in die Heimat, wo man seinen Platz im Leben findet, spielen eine Rolle. All das macht aus dem Roman eine vielschichtige Geschichte.
Für mich als in der Jugend Zugezogene eines kleinen Dorfes in Niedersachsen, die heute genau wie die Autorin in Berlin lebt, hält dieser Roman noch so viel mehr bereit. Es ist der Blick eines „Outsiders“ auf die Ökonomie eines Dorfes, der hier wahnsinnig gut gelungen ist und beim Lesen für große Anspannung sorgt.
Der Roman Trügerischer Sommer ist das erste belletristische Werk der Krimiautorin, doch Lanfermann kann es einfach nicht lassen, bis zur letzten Seite für Spannung zu sorgen und so ist ihr Familienroman gespickt mit jeder Menge dunkler Machenschaften und Dramatik. Es ist die perfekte Mischung aus spannendem Geheimnis und berührendem Familiendrama.
Lieben Dank an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!
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