Der Roman Schlick von Ada Dorian verbindet geschickt das Schicksal zweier Frauen, die 100 Jahre voneinander trennen. Svea und Helene befinden sich in ähnlichen Lebensumständen, in denen sie auf sich gestellt sind. Helene verliert ihren Mann im Ersten Weltkrieg, muss nun das Kind und das Haus mit seinen Bewohnern versorgen. Auch wenn die Zeiten sehr schwer sind, gelingt es Helene sich durchzubeißen. Svea dagegen zieht mit ihrem Neugeborenen in das Haus von Christian, dem Vater ihres Kindes. Von ihrer neuen Mutterrolle ist Svea überwältigt und die Abwesenheit von Christian, der im Ausland arbeitet, ist allgegenwärtig. Sie wird in eine fremde Umgebung und neue Lebenssituation geworfen, in der sie sich nun zurechtfinden muss.
Svea beginnt ihren Weg damit, das Haus einzurichten. Dafür muss sie sich erst mal der Vergangenheit widmen und von den alten Sachen, die sich im Laufe der Zeit dort angesammelt haben, trennen. Beim Entrümpeln des Hauses stößt sie auf eine geheimnisvolle Fotografie, dessen Entstehung sie nicht mehr loslässt. Es ist die Fotomontage einer Familie: „Mutter, Vater, Kind“, die von Helene zusammengeschnitten wurde.
Die Spurensuche nach den näheren Umständen dieser Aufnahme macht Svea mit ihrer neuen Umgebung vertraut. Auch wenn die Geschichte von Helene nur dem Leser vorbehalten bleibt, gelingt es Svea dennoch, ein paar Informationen über sie zu erfahren. Diese wenigen Details der Vergangenheit reichen aber aus, um der jungen Frau neuen Schwung zu geben. Und so bleibt dieses Bild im Haus hängen und erinnert Svea immer wieder daran, für ihre eigene kleine Familie zu kämpfen.
Parallel erzählt Dorian die Geschichte dieser beiden Frauen, die mit den Konventionen der Zeit anecken, ihr Schicksal mutig selber in die Hand nehmen und sich für einen kleinen Moment in der Gegenwart treffen. Die tragische Lebensgeschichte von Helene liest sich spannend, mit Sveas Selbstzweifel kann der Leser sich dafür identifizieren. Besonders poetisch ist die Idee der mysteriösen Fotomontage, die so schön auf den Punkt bringt: Familie ist, was man selbst draus macht – allen Konventionen zum Trotz.
Lieben Dank an den Verlag für die Bereitstellung eine Rezensionsexemplars!
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