Der Debütroman Niemand verschwindet einfach so von Catherine Lacey ist die melancholische Reise einer Frau, die nicht nur ihren Ehemann, sondern auch ihr Leben hinter sich lässt und in den unendlichen Weiten Neuseelands versucht zu verschwinden. Mit einem klaren Ziel reist Elyira mit einem One-Way-Ticket nach Neuseeland, in der Hoffnung auf der Farm eines sehr flüchtigen Bekannten, neuen Sinn für ihr Leben zu finden. Doch im Laufe der Geschichte verliert sich Elyria, genau wie ihr Ziel. Eine blinde Odysse durch das fremde Land beginnt. Auf ihrem Trip durch Neuseeland begegnet sie vielen Aussteigern, die ebenfalls ihrem Alltag entflohen sind. Doch all diese Entwürfe können der jungen Frau keine dauerhafte Lösung bieten. Kein Ziel, kein zuerkennender Sinn treiben die junge Frau nun an, nur der Wunsch nicht nach Hause zurückzukehren, machen eine waschechte Herumtreiberin aus ihr, die im Gebüsch schläft. Aus einer Sinnsuchenden wird eine Flüchtende.
All die Menschen, denen sie begegnet, wünschen ihr Glück oder warnen sie vor den Gefahren, die dort auf den Straßen lauern. Doch Elyria begibt sich in eine waghalsige Situation nach der anderen, steigt in fremde Autos zu noch fremderen Menschen und fordert ihr Schicksal heraus. Oft drängt sich für den Leser die Vermutung auf, ob sie nicht vielleicht die Person ist, vor der man warnen müsste.
Der Mythos von der großen weiten Freiheit des Reisen entpuppt ich als Lüge, denn Elyria streunert wie ein herrenloses Tier herum. Sie ist es leid, immer und überall eine Erklärung abzugeben, fremden Menschen zu versichern, dass es ihr gut ginge und für alle anderen ein sinnvolles Leben zu spielen, damit sich ja niemand in seiner eigenen Existenz gestört fühlt.
In monologischen Endlosschleifen lässt Elyria den Lesern näher heran. Sie teilt Erinnerungen an ihre Kindheit mit der alkoholkranken Mutter und erzählt von dem Alltag mit ihrem Mann Charles. Außerdem spielt sie immer wieder die letzten Begegnungen mit ihrer Schwester durch, bevor diese Selbstmord begann. Für den Leser wird klar, dass hinter der Flucht Elyrias mehr steckt als nur der Ausstieg aus einem tristen Alltag.
Elyiras „Reise“ ist eine sehr stimmungsvolle Suche nach dem Sinn, der sich nicht zeigen wird. Elyria spricht immer wieder von einem inneren Biest, das jeden noch so kleinen Funken der Hoffnung zerfleischt. Lacey beschreibt eindrucksvoll vom Scheitern einer jungen Frau, die sich im alles verschlingenden Strudel einer Depression befindet.
Lieben Dank an den Aufbau Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!
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