Der Roman Kugelfisch von Jonas T. Bengtsson ist relativ kurz dafür aber umso intensiver. Auf bedrückend ehrliche Weise werden das Leben und die Perspektivlosigkeit im sozialen Brennpunkt beschrieben. Bengtsson versucht gar kein Happy End durchzudrücken, denn es ist keine Lebenssituation, aus der man befreit werden kann. Die Umstände sind gnadenlos, es ist, wie es ist. Mit dem Leben in der Hoffnungs- und Hilflosigkeit hat man sich arrangiert. Der Strudel aus Kriminalität ist ein Sog ohne Ausstiegsmöglichkeit.
Zwischen ihnen lebt ein Kugelfisch, scheinbar klein und ungefährlich, ist er doch eine lebensbedrohliche Gefahr für seine Umwelt. Dieser unter der Oberfläche brodelnde Vulkan ist die 19-Jährige Sus. Sie schlägt sich als Kleinkriminelle durch und stellt sich für jeden Tag eine Aufgabe, die für den Leser brutal erscheint, für Sus bedeutet sie aber Antrieb. Es ist wichtig zu bestehen, denn Sus härtet sich selbst für den vielleicht wichtigsten Tag, an dem ihr Vater aus dem Gefängnis entlassen wird, ab. In Rückblenden erfährt der Leser von Sus Vergangenheit, ihrer Familie und warum eine junge Frau für sich alleine kämpfen muss.
Bengtsson schreibt über die, die unsere Gesellschaft ausblendet und bewusst vergisst. In kleinen Szenen und Begegnungen gelingt es ihm, ein ganzes Milieu zu zeichnen. Die Nerven des Lesers werden an vielen Stellen auf die Probe gestellt. Doch wer aufhört zu lesen, macht es sich zu bequem. Es ist wichtig hinzuschauen, denn in jeder Stadt gibt es die, die abgehängt wurden.
Kugelfisch von Jonas T. Bengtsson auf deutsch erschienen im Kein & Aber Verlag 2017.
Lieben Dank an den Kein & Aber Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!
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