Der Klassiker Frankenstein von Mary Shelley steht schon lange auf meiner Wunschliste. Die Jubiläumsausgabe aus dem Manesse Verlag hat mich nun endlich überzeugt, die Geschichte von Dr. Frankenstein und seinem Monster in die Hand zu nehmen. Außerdem gibt es wohl keine passendere Jahreszeit als stürmische Abende im Herbst. Obwohl ich schon viele Verfilmungen gesehen und mir eingebildet habe, den Inhalt der Geschichte zu kennen, hat mich die Lektüre überrascht – sehr sogar. Denn anders als eine bloße Schauergeschichte über ein mörderisches Monster geht es viel mehr um den Schöpfer und seine Verantwortung, derer er sich entzieht. Über die Hybris der Wissenschaft zu schreiben, beweist, dass Mary Shelley ihrer Zeit weit voraus war.
Den Leser erwartet eine Mischung aus schauriger Atmosphäre und tiefgründigen Beobachtungen, die Frankensteins Monster über das Leben der Menschen gemacht hat, als er heimlich unter ihnen lebte. Damit beschreibt er, was den Menschen ausmacht und wie wichtig die Gemeinschaft für den einzelnen ist. Es wird deutlich, dass die Isolierung von der menschlichen Gesellschaft das Monster zum verzweifelten Mörder macht.
Die Urfassung besticht durch ihre die romantischen Elemente, wie die Naturbeschreibungen, und erzähltechnische Raffinessen. Das macht Shelleys Frankenstein zu einem echten Leseerlebnis, das zeitlos ist. Statt schockierenden Horrorszenen steht die Erkundung der Seele von Frankensteins Monster im Vordergrund. Alle, die eine Ikone des Horrorfilms kennen, lernen hier eine ganz neue Seite kennen.
Lieben Dank an den Manesse Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!
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