Melissa Broder ist mit Fische ein ganz außergewöhnliches Debüt gelungen, das den Leser wie eine Welle mitreißen wird.
Der Roman startet unmittelbar mit dem absoluten Tiefpunkt seiner Heldin Lucy. Für ihre Doktorarbeit, die sich seit Jahren im Sande verläuft, wurde ihr nun ein Ultimatum gestellt. Zudem liegt ihre langjährige Beziehung in Scherben und endet schließlich in einem Übergriff auf ihren Ex und dessen Neue. Lucy wird in eine Therapie verwiesen. Der Leser begleiten von nun an Lucy und wird es lieben ihre egozentrische, selbstzerstörerische Persönlichkeit zu hassen.
Lucy findet Zuflucht in der Villa ihrer älteren Schwester, die ihr anbietet, Haus und Hund am Strand von Venice zu hüten. Außerdem hat Lucy die Möglichkeit, dort an einer Selbsthilfegruppe teilzunehmen. In der neuen Umgebung findet Lucy schnell Anschluss in der Gruppe, ist aber neuen Abhängigkeiten ausgliefert. Es folgen selbstzerstörerische Dates und sexuelle Erniedrigungen, sodass die Liebe zu Theo, einem netten, verständnisvollen Meermann, fast wie eine glückliche Fügung wirkt.
In der heutigen Zeit scheint die verzweifelte Suche nach Liebe keine Grenzen zu kennen. Wenn man bereit ist, via Tinder mit einem Fremden nach Hause gehen, warum dann nicht auch einem netten Meermann das Herz schenken? Beine erscheinen da ganz relativ. Doch Lucy muss lernen auf eigenen Beinen zu stehen, für sich zu sorgen, nicht mehr abhängig zu sein.
Der Meermann ist die große Metapher in diesem Roman, die konsequent auf den Höhepunkt getrieben wird. Die schwimmenden Grenzen zwischen Wirklichkeit und Realität verdeutlichen den Strudel aus Depressionen und Abhängigkeiten. Broder schafft es auf beeindruckende Weise aus dem brodelnden Auge der existenziellen Krise einer Frau zu berichten und begleitet den verzweifelnden Kampf der Heilung. Es ist ein abgefahrener Selbstfindungstrip, der die Absurditäten des Alltags gekonnt auf den Punkt bringt und leider nur schwer in Worte zu fassen ist, weil man es selbst erleben muss!
Lieben Dank an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!
2 Comments
Ina Kress
15. Mai 2018 at 15:40Die Bücherliste für meinen Urlaub wird immer länger ? LG
MADE OF STIL
16. Mai 2018 at 8:44🙂 Liebe Grüße