„Oh, du bist ein Wunderwerk, das kannst du mir glauben. Du bist ein Wunder. Denn weißt du, was aus dir wird? Aus dir wird ein Mann.“ [S. 236]
Cold Spring Harbor ist mein erster Roman von Richard Yates und ich kann an dieser Stelle versprechen, dass es nicht mein Letzter war. Es verschlägt den Leser in das Städtchen Cold Spring Harbor auf Long Island in den 1940er Jahren. Grace und Charles Shepard leben mit ihrem Sohn Evan in einem Häuschen und haben sich mit ihrem Leben arrangiert. Evan ist ein Spätzünder, der dann aber doch zu früh zündet und seine Highschool Liebe schwängert. Es folgen eine gezwungene Heirat und eine Scheidung. Die nächste Station macht Evan bei Rachel, auch hier folgt eine überstürzte Hochzeit und wieder jede Menge Konflikte.
Unerträglich scharf zeichnet Yates seine Figuren und ihr Scheitern. Die Frau, die in ihrer ihr zugeteilten Rolle unterfordert bleibt, wird mit Medikamenten stillgestellt oder greift zur Flasche. Der Mann schaut dagegen dem Misserfolg eher passiv ins Antlitz, er lässt Rückschläge wie ein begossener Pudel „tapfer“ über sich ergehen. Yates zeichnet realistische Momentaufnahmen der amerikanischen Kleinstadt. Er zeigt, wie Lebensentwürfe Gestalt annehmen und lässt sie dann unerbittlich zusammenbrechen. Auf knapp 250 Seiten gelingt es ihm eine Familiengeschichte zu zeichnen, die trotz ihres Misserfolgs, aber nicht dem Untergang geweiht ist. Cold Spring Harbor von Richard Yates ist nüchtern geschrieben, aber nicht ohne Gefühl für seine Figuren.
Lieben Dank an den DVA Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!
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2. März 2016 at 14:36[…] in meinen Besitz gewandert, der Science-Fiction Roman The Midwich Cuckoos von John Wyndham und Cold Spring Harbor von Richard Yates – keine Aliens, dafür aber jede Menge Amerika in den 1940er-Jahren. Der […]