Literatur - Was ich gerade lese!

Wenn die Wale an Land gehen von Kathrin Aehnlich

Kathrin Aehnlich
Der Roman Wenn die Wale an Land gehen von Kathrin Aehnlich handelt von dem Aufbruch einer Frau in die große weite Ferne Amerikas, um einem verpassten Leben nachzuspüren.

Nach ihrer Scheidung reist die 50 jährige Roswitha nach New York, um dort ihren Jugendfreund Mick zu suchen. Doch die Suche entwickelt sich als wahre Schnitzeljagd, vorangetrieben von Nicks Bekannten und Freunden. So trifft sie auf Menschen, die sich am Rande der Gesellschaft kleine Freiräume geschaffen haben. Stück für Stück entfaltet sich Micks Vergangenheit vor Roswithas Augen. Immer tiefer taucht sie in das Land des Rock & Rolls und der unbegrenzten Möglichkeiten ein, von denen sie als junge Frau nur träumen konnte.
Denn Anfang der 80er Jahre waren sie noch Studenten, die mit ihrem künstlerischen Wirken dem Alltag in der DDR entfliehen und aus dem Strom der Lemminge treten wollten. Doch dieser Ausbruch eckte schnell an und stellte die Freundschaften damals auf die Probe. Während es Mick nach Amerika verschlug, ist Roswitha geblieben, hat geheiratet und arbeitete im Traktorenwerk –  vor diesem Alltag hat sie sich immer gefürchtet.

Aehnlich verbindet in ihrem Roman zwei Zeitebenen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Das freie Amerika im hier und jetzt der Protagonistin und die Erinnerungen an das Leben in der DDR. Das ist auch die große Stärke des Romans. Die Beschreibungen des Alltags in der DDR als junger Mensch, der sich entfalten möchte. Vor allem für freiheitsliebende Künstler, die sich ausdrücken wollen, gab es nicht viel Spielraum, ohne gleich über die Stränge zu schlagen. Viele Anekdoten darüber, wie der Alltag funktionierte und man sich organisierte, kenne auch ich von meinen Eltern. Aehnlich ist ein Roman gelungen, der scheinbar so leicht erzählt, handelt er doch von der Macht einer Ideologie, die die Individualität des Einzelnen gleichzumachen versuchte. Auf sehr beeindruckende Art schreibt sie von der Kunst und Musik, die den damaligen Verfall des Systems widerspiegeln und das einzige Mittel der Auflehnung waren. Es gilt für heute wie damals die Wichtigkeit von Zusammenhalt und Freundschaft, diese Chance sollte man niemals verpassen. Rowitha ergreift sie und macht dem Leser damit deutlich, dass es für einen Aufbruch nie zu spät ist.


Kathrin Aehnlich

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2 Comments

  • Reply
    Ina
    27. Juli 2017 at 18:33

    Liebe eure Buchvorstellungen , klingt interessant ? LG

    • Reply
      MADE OF STIL
      27. Juli 2017 at 18:48

      Danke! Liebe Grüße

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