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Theater: Iwanow an der Volksbühne

 Iwanow an der Volksbühne

Dimitr Gotscheff inszeniert Iwanow von Anton Tschechow.
Tschechow, das ist immer Verfall und Entgrenzung des Menschen in provinzieller Umgebung. Gescheiterte Existenzen siechen in Stagnation dahin; leben im Traum vom Vergangenen. Samuel Finzi spielt einen unmenschlichen und doch all zu menschlichen Iwanow, der sich seiner Bedeutungslosigkeit bewusst ist und von der Langeweile auf dem Lande zermürbt wird. Wie ein großer Abgrund verschlingt er alle am Rand stehenden. Diese wehren sich nicht, sondern hüllen sich in Ablenkung und pflegen eifrig ihre Nutzlosigkeit. Der Nullpunkt ist erreicht, aber noch nicht akzeptiert.

Als Bühnenbildästhetin komme ich nun ins Schwärmen. Eine ständig aufsteigende Nebelfront bildet das Bühnenbild – nicht mehr und nicht weniger. Sie erinnert, an den frühen Morgen auf dem Lande, wenn die Felder, noch vom Nebel bedeckt, ruhen. Die ständige Bewegung der Figuren, die vor und in diesem Dunst spielen, bildet immer wieder neue Luftströme und verändert die Gestalt des Nebels. Ein Satz oder eine Handlung verwischt das Bestehende und formt neue Gestalten. Die bestehende Ordnung nur noch Schall und Rauch? Und über allem ertönt die Hymne „Time to say goodby“ wie eine Aufforderung.

Was ich an Berlin liebe ist, dass ich die Möglichkeit hatte, tolle Schauspieler wie Birgit Minichmayer, Michael Schweighöfer oder Milan Peschel in einer einzigen Inszenierung zu sehen. Gotscheff gelingt es, die Tragik der Figuren in eine komische Farce zu hüllen. Offen bleibt die Frage für mich, ob das gelungen war?

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1 Comment

  • Reply
    miastrangelittlegirl
    22. November 2012 at 15:48

    Da hast du doch echt grad mal wieder mein Interesse an der Volksbühne geweckt…klingt interessant, schade, dass ich mir nicht selbst ein Bild machen kann! Besonders, weil die letzte Frage für mich immer im Volksbühne-Raum stehen bleibt.

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