Ich habe nicht schlecht gestaunt, als du mal einen Raketenstart hingelegt hast, um pünktlich zum Bachelorfinale zu Hause zu sein. Wenn man gehookt ist, dann ist man gehookt und niemand versteht das besser als ich, der Seriensuchti. Die Lifetime Serie UnREAL dürfte dich nun vielleicht auch interessieren, denn sie wirft einen bitterbösen Blick hinter die Kulissen von Everlasting, das gleiche TV-Format wie der Bachelor. Auf der Tagesordnung stehen Manipulation, Intrigen und Ausbeutung, alles „nur“ um gutes Fernsehen zu produzieren und „echte Liebe“ zu verkaufen. Für die Quote werden alle Register gezogen und Grenzüberschreitungen sogar extra belohnt. Ein wenig überspitzt oder vielleicht auch nicht? Shapiro hat immerhin viele Jahre als Produzentin beim Format „The Bachelor“ gearbeitet und nimmt ganz sicher kein Blatt vor den Mund.
Die Hauptfigur ist die Produzentin Rachel Goldberg (Shiri Appleby), bei ihr kollidieren Persönlichkeit und Job immer wieder. Sie ist die Meisterin der Manipulation, ist selbst eine vielschichtige Person, bildet aber die Frauen in Everlasting als eindimensionale Stereotypen ab. Niemand, auch der Zuschauer nicht, kann sich sicher sein, was mit Rachel ist, ob sie lügt, ihren Job gerade hasst oder liebt. Vielerlei Gründe mögen sie wieder ans Set der Serie gebracht haben, Finanzielle wie Persönliche. Auch ihre Chefin Quinn King (Constance Zimmer), der Chefhai im Fischbecken der Fernsehproduktion, kommt selbst unter das Hackmesser, besonders dann, wenn die männlichen Seilschaften im Geschäft zum Zug kommen. UnREAL trifft den Nagel auf den Kopf, es zeigt Frauen, die genau das machen, worin sie richtig gut sind, auch wenn das bedeutet, dass sie selbst zum Schlachter in der Hackordnung werden – ein Abgesang an den Feminismus oder sein wahres Gesicht?
Lifetime gelingt hier ein echter Serienhit gespickt mit Antiheldinnen, die immer noch viel zu selten zu finden sind. Die Frauen in UnREAL sind nicht nur irgendwelche hübschen Figürchen, sondern echte Charaktere mit Tiefgang, die sich vom gewohnten „Frauchen im TV“ verabschieden und echte Monster sind, die der Zuschauer aber lieben muss.
Ab jetzt schauen wir GNTM oder Der Bachelor vielleicht mit anderen Augen und stempeln die Teilnehmerinnen nicht gleich ab, denn jede spielt dort nur ihre zugewiesene Rolle – das gilt wohl auch für das Leben.
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