Literatur - Was ich gerade lese!

Hexensaat von Margaret Atwood

HexensaatDer Roman Hexensaat von Margaret Atwood ist der vierte Streich des Hogarth Shakespeare Projects, das nun auf deutsch veröffentlicht wurde. Wie immer an dieser Stelle möchte ich kurz auf das Projekt eingehen, das Shakespeare-Stücke und populäre Autoren der Gegenwart zusammenbringt. Atwoods Neuauflage von „Der Sturm“ sind bereits Jeanette Wintersons Der Weiter Raum der Zeit („Das Wintermärchen“), Howard Jacobsons Shylock („Der Kaufmann von Venedig“) und Anne Tylers Die störrische Braut („Der Widerspenstigen Zähmung“) vorangegangen. Alle Romane können unabhängig voneinander und auch ohne Kenntnisse der Shakespeare-Stücke gelesen werden. Doch die Literaturwissenschaftlerin in mir will dieses Projekt, das noch weitere spannende Veröffentlichungen in petto hat, nicht unbemerkt lassen.

Atwoods Inszenierung des Shakespeare-Stücks „Der Sturm“ ist im wahrsten Sinne eine Inszenierung, denn sie bedient sich einer Stück im Stück Erzählung. Der Theaterregisseur Felix wird noch während des Höhepunkts seines künstlerischen Schaffens, einer Inszenierung von Shakespeares „Der Sturm“, die unvergesslich bleiben soll, aus dem Theaterbetrieb geworfen. Sein engster Vertrauter höchstpersönlich sorgt dafür, dass Felix seine Stelle verliert. Felix Arbeit als Regisseur ist sein Lebensmittelpunkt, nach dem Tod seiner Frau und seiner kleinen Tochter, ist nichts als das Inszenieren geblieben, das seinen Alltag vereinnahmt. Darum schwört Felix diesem Verrat mit Rache. Wie ein angeschossenes Reh zieht er sich zurück, lebt nun in der anonymen Abgeschiedenheit einer Hütte und plant seine Vergeltung.
Erst Jahre später soll es Felix als Lehrer eines literarischen Gefängnis-Weiterbildungsprojekts gelingen, seine Sturm-Inszenierung endlich zu verwirklichen und seine Rache eiskalt zu servieren.
Ich war gespannt, wie es Atwood gelingen würde, dieses mit Feen und Magie überfrachtete Shakespeare-Stück neu zu erzählen. Doch es benötigt keiner Zauberei, sondern nur eines genialen Handlungsstranges. Atwood verfrachtet ihre Neuerzählung ins Gefängnis, das ihr einen großen Spielraum für einzigartige Charaktere eröffnet, aber auch die Möglichkeit bietet, sich mit dem Shakespeare-Stoff auseinanderzusetzen. Auf jeder Seite spürt man die Freude Atwoods, die sie beim Schreiben und Recherchieren hatte – die Danksagung sollte mir recht geben. Der Roman Hexensaat ist mal wieder eine sehr gelungene Umsetzung, die vor allem großen Spaß am Neuerzählen beweist und dazu ermutigt, noch tiefer in das Thema einzutauchen.

Lieben Dank an den Knaus Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!

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1 Comment

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    Ina
    6. Mai 2017 at 22:10

    Literaturempfehlungen finde ich immer gut LG

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