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Herr Merse bricht auf von Karin Nohr

Herr Merse bricht auf

Wie das Cover schon verrät, spielt der Roman „Herr Merse bricht auf“ von Karin Nohr am Strand, genauer gesagt am Nordseestrand auf der Insel Sylt. Wenn Herr Merse von seinem Urlaubsalltag erzählt und Beine baumelnd im Strandkorb den Ferientag verbringt, dann macht das verdammt große Lust auf Urlaub und Meeresrauschen. Und schwuppdiwupp ist man mitten drin in der Geschichte und begleitet Herrn Merse bei seinem Aufbruch. Der geschiedene und sehr sensible Hornist Merse macht genau eine Woche Urlaub in der Ferienwohnung seiner Schwester. Neben seinen musikalischen Übungen hat sich Merse außerdem vorgenommen, seine Tabletten abzusetzen. Schnell merkt der Leser, dass Merse nicht verreist, sondern flieht. Bisher haben die Frauen in seinem Leben den Ton angegeben, nun ist er auf sich gestellt. Die Alltagsroutine ist schnell organisiert und geplant, aber das Innenleben Merses, scheint „unaufräumbar“. Die Ferienbekanntschaft mit Frau Luner und ihren Kindern ist einer dieser Lichtblicke im Leben, die hoffen lassen, dass alles wieder gut wird, doch Merse hat sich bereits zu sehr in seinem Leben verlaufen.
Karin Nohr schafft das Poträt eines Mannes, der seinen Platz im Leben verloren hat und unter dem ständigen Druck, seinem Umfeld alles recht zu machen, sich nach und nach auflöst. Mit bittersüßer Komik wird von der tragischen Irrsuche des Herrn Merse erzählt, der doch nur eine Woche Urlaub verbringen wollte, um Horn zu spielen, Bücher zu lesen und seine Tabletten abzusetzen. Achtung, hier werden die Tagträume und Monologe eines Neurotikers gelesen, wen das stört, wird Herrn Merse einfach nur nervig finden, mich hat dieser Aufbruch jedoch sehr berührt. Dank Nohrs Gespür für Witz entsteht beim Lesen eine heitere Urlaubsstimmung mit herbem Abgang.

Herr Merse bricht auf

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